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Nur Brandwein ist zufrieden

Bei Bielefelds Landesliga-Quartett rotierte das Personalkarussell

Von Frederic Gast
Bielefeld (WB). Es hat wohl selten eine Landesliga-Hinrunde gegeben, in der sich das Personalkarussel so geschwind gedreht hat wie in diesem Jahr. Zwei von vier Bielefelder Fußballlehrern mussten frühzeitig ihre Posten räumen, um einem oder mehreren Nachfolgern Platz zu machen.

Vor allem beim FC Türk Sport hat sich die Trennung gelohnt. Die Bilanz von Adnan Baytar, der erst am sechsten Spieltag das erste Mal ein Spiel betreute, ist mehr als dürftig. Nach seiner späten Rückkehr aus der Türkei bis zu seinem Ausscheiden nach dem 9. Spieltag erreichte die Mannschaft unter seiner Leitung sechs Pünktchen aus sieben Spielen. Zum Vergleich: Ohne ihn kam das gleiche Team auf 13 Zähler aus neun Partien. »Ich bin überzeugt davon, dass wir besser da stünden, wenn jemand die Möglichkeit gehabt hätte, mit den Jungs konstant zu arbeiten«, ärgert sich der neue Trainer Beysafa Uludasdemir im Nachhinein über das leidige Hin und Her.
In Jöllenbeck hat die Trennung von Coach Dirk Palmowski hingegen keinen Erfolg gebracht. Unter dem neuen Trainerduo, bestehend aus Uwe Spilker und den Spielern Marcus Patsch und André Schley, schmückt die »Jürmker« weiterhin die rote Laterne des Schlusslichts. Im Bielefelder Norden überwintert man mit neun Punkten Abstand auf das rettende Ufer. Fragt man nach den Gründen, muss Marcus Patsch lange überlegen: »Vielleicht hat man die Lage vor der Saison falsch eingeschätzt«.
Die schwerwiegendste Ursache ist für Patsch der zu kleine Kader: »Wir hatten die ganze Hinrunde über Pech mit Verletzten«. Dazu seien einige Undiszipliniertheiten wie rote Karten gekommen, die die Truppe weiter schwächten. »Es fehlte auch die nötige Konkurrenzsituation. Die Mannschaft stellte sich fast immer von alleine auf«. Für die Rückrunde ist Patsch zuversichtlich: »Wenn alle Mann an Bord sind und mit dem ein oder anderen Neuzugang müsste noch was drin sein«. Mit dieser Aussage sind wohl Adem Oezdemir (SG Bustedt) und Rückkeher in spe Cem Tanaz (TuS Dornberg) gemeint. Vor allem Tanaz scheint sich dieses Jahr einfach nicht entscheiden zu können.
Erst wechselte der Stürmer vor der Saison von Jöllenbeck nach Dornberg, um sich nach wenigen Spieltagen wieder zu verabschieden. Dann lief er auf einmal wieder für die Dornberger auf, und jetzt scheint ihm endgültig die Lust vergangen zu sein. »Eigentlich ist Tanaz der Spieler der Saison«, bemerkt sein Noch-Coach Jürgen Prüfer süffisant. Neben Tanaz werden den Verein aus dem Bielefelder Westen Dennis Dinkelborg (Bustedt) und Franziskus Gehle (unbekannt) verlassen.
Diese Akteure sind aber bestimmt nicht daran schuld, dass es in Dornberg nicht immer rund lief. Vor allem die letzten Partien der Rückrunde verstimmen Trainer Jürgen Prüfer: »Die beiden 1:4-Niederlagen gegen Clarholz und Theesen haben so ein bisschen das Gesamtbild kaputt gemacht«. Zum Glück für die Dornberger schwächelte auch der SC Wiedenbrück, so dass man den Anschluss zum Tabellenersten halten konnte. »Dieses Jahr hat es eigentlich keiner verdient, Meister zu werden«, so Prüfer.
Der einzige Trainer, der einen rundum zufriedenen Eindruck macht, ist Andreas Brandwein vom VfL Theesen: »Meine Erwartungen wurden leicht übertroffen«. Zum einen haben sie an der Gaudigstraße mit 21 Punkten die halbe Miete bereits eingefahren. Zum anderen habe sich die Mannschaft gefunden. »Das unterscheidet uns sicherlich von dem ein oder anderen Bielefelder Team«, bemerkt Brandwein. Die Probleme vom Anfang der Saison wie das Transfergerangel um Goalgetter Thies Kambach sind bereits vergessen. Kambach war aufgrund des »Transfergerangels« mit dem TuS Dornberg erst ab dem dritten Spieltag spielberechtigt.
Hervorheben möchte Brandwein die »hervorragende Zusammenarbeit« mit seinem Co-Trainer Jörg Retzer.

Artikel vom 03.01.2006