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»Spätberufener« gehört zu
den Besten im Handwerk

Ex-Chemie-Student Dirk Gröne absolvierte Druckerlehre

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Foto)
Brackwede (WB). Eigentlich hatte er Chemiker werden wollen, brach die universitäre Laufbahn allerdings »nach einem Langzeitstudium« ab und begann noch einmal ganz von vorn. Dirk Gröne (33), Drucker bei »MM Graphia Bielefeld GmbH & Co. KG« in Brackwede, gehört nach Abschluss der Ausbildung zu den zwei Besten seines Fachbereichs in Nordrhein-Westfalen.

Bei der Landesbesten-Ehrung des Handwerks in Münster wurde der »Spätberufene« mit Urkunde und Preis bedacht. Aufgewachsen in Oerlinghausen, stand für Dirk Gröne nach Abitur und Wehrdienst fest: Er wollte studieren, und zwar genau das, was ihn damals am meisten interessierte - Chemie. Nach etlichen Jahren an der Uni erkannte er »den falschen Weg«. Nicht ganz »unbeleckt« von allem, was mit Drucken zusammen hing - der Vater war Schriftsetzer - wagte Dirk Gröne den Neuanfang. Ohne zunächst viel Hoffnung bewarb er sich auf eine Zeitungsanzeige, bekam seine Chance bei »MM Graphia«, unterschrieb dort einen dreijährigen Ausbildungsvertrag. »Natürlich gehörte ich zu den Ältesten, auch im Berufskolleg.«
Seinem Ausbildungsbetrieb ist er dankbar »für die exzellent gute Ausbildung«. Und was den jungen Mann besonders freute und reizte: »Bis dahin hatte ich immer nur mit Theorie zu tun, in Brackwede wurde ich gleich in den Produktionsprozess eingebunden, durfte vom ersten Tag an an die Maschinen.« »MM Graphia« produziert Verpackungen aller Art für namhafte deutsche Hersteller, unter anderem für die Süßwaren- und die Zigarettenindustrie. Entsprechend hoch sind die Qualitätsanforderungen.
In der Ausbildung spezialisierte sich Dirk Gröne auf die Fachrichtung Flachdruck. Die Überwachung des komplizierten Produktionsprozesses gehört ebenso zum Aufgabenfeld des Druckers wie gelegentliches Hand anlegen an der Maschine, wenn es irgendwo hakt. »Die Arbeit besteht nicht nur aus Knöpfchendrücken, vor allem Augenmaß ist gefragt. Es darf keinerlei Farbabweichungen geben«, beschreibt Dirk Gröne seinen lieb gewonnenen »neuen« Beruf. »Und besonderes interessant wird es, wenn ein Kunde neben den gängigen Grundfarben auch Sonderfarben oder eine besondere Prägung verlangt.«
»Mitunter kommt es auf Nuancen an, Erfahrung und Augenarbeit sind dann trotz aller technischen Hilfsmittel gefragt.« Und genau das wurde auch in der Prüfung verlangt. Dirk Gröne qualifizierte sich zunächst im Kammerbezirk. »Alle, die eine ÝEinsÜ hatten, wurden zunächst ausgewählt. In Nordrhein-Westfalen etwa 700, davon kamen 212 Prüflinge nach Münster«, ist der 33-Jährige stolz auf sein gutes Abschneiden.
Und die Prüfung war alles andere als leicht. Der theoretische Bereich gliederte sich in drei Teile. Die Prüflinge mussten ihr Wissen in den Feldern Druckprozess, Druckvorstufe und Wirtschaft unter Beweis stellen.
Im zweigliedrigen praktischen Teil ging es dann um einen vierfarbigen Druck exakt nach Vorlage und um das Messen, Prüfen und Erfassen von Druckelementen. »Da wurde beispielsweise die Farbdichte mit einem Densitometer gemessen. Alles musste hundertprozentig stimmen«, fachsimpelt Dirk Gröne, der nach der nach dem so erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung von »MM Graphia« übernommen wurde.

Artikel vom 22.12.2005