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Oberbürgermeister Eberhard David: Bielefeld ist auf einem guten Weg.

Bielefelder zeigen Solidarität
und Mitmenschlichkeit

Oberbürgermeister Eberhard David zum Jahreswechsel

Bielefeld (WB). Zum Jahreswechsel zieht Oberbürgermeister Eberhard David eine positive Bielefeld-Bilanz. In seinem Grußwort verweist der Rathauschef auf die Sanierung der Altstadt, den 100. Geburtstag der Arminia, vor allem aber auf die große Mitmenschlichkeit der Bürger, die sich zum Beispiel in der großen Spendenbereitschaft nach der Tsunami-Katastrophe gezeigt habe. David schreibt unter anderem:

Das Jahr 2005 war ein Jahr des Wandels. Die Landtagswahl in NRW und die Bundestagswahl haben die politische Landkarte verändert. Ob sich für die Städte und Gemeinden etwas zum Guten verändert, wird sich zeigen. Klar ist allerdings, die Zeiten, in denen die öffentliche Hand mit der Gießkanne Geld an die verschiedenen Interessengruppen verteilen konnte, sind endgültig vorbei.
Für Bielefeld war das Jahr 2005 ganz gewiss kein schlechtes Jahr. Sicherlich nicht nur, weil unsere 100-jährige Arminia souverän die Erstligatauglichkeit bewiesen hat und mit dem Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals der Stadt einen unverhofften Imagegewinn bescherte. Fußball ist und bleibt in Deutschland Sportart Nr. 1 und wird es im kommenden Jahr durch die FIFA-Fußball WM 2006 noch mehr sein als bisher. Auch deshalb ist es zu begrüßen, dass Bielefeld Marketing das Jahr 2006 unter das Motto stellt: »Bielefeld - Stadt des Sports«.
Eine blühende Stadt erkennt man an ihren Baustätten! Bei unseren Aushängeschildern Stadttheater, Bahnhof und Altstadt gab es in diesem Jahr ermutigende Fortschritte. Mehr als eine halbe Million Steine sind in der Altstadt neu verlegt worden. Steine, die vor Beginn der Sanierung fast zu Steinen des Anstoßes geworden wären. Manche Angriffe auf die Verwaltung und deren Repräsentanten waren ungerecht, manche Schlagzeilen nicht schön zu lesen. Das Ergebnis zeigt jedoch, dass sich die Beharrlichkeit der Verwaltung ausgezahlt hat. »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es«, hat Erich Kästner einmal zu Recht gesagt. Und in aller gebotenen ostwestfälischen Bescheidenheit möchte ich feststellen, dass wir mit der Altstadtsanierung wirklich etwas »Gutes« erreicht haben.
Etwas »Gutes« wird es nach der erfolgreichen Sanierung des Theaters und dem Abschluss der Arbeiten am Hauptbahnhof im kommenden Jahr auch noch zu feiern geben. Der Aufbau des Stadttheaters vor mehr als 100 Jahren war ein beeindruckender Beleg dafür, wozu gelebter Bürgersinn in der Lage ist - wenn man ihn nur lässt.
Die Bürger haben sich etwas zugetraut und sie haben sich nicht in allen Lebenslagen an die lenkende Hand des Staates binden wollen. Eine Politik aber, die in Sonntagsreden bürgerschaftliches Engagement lobt und im Alltag die Spielräume durch eine stetige Zunahme von Bürokratie ständig beschneidet, handelt wenig bürgerfreundlich. Der Staat kann und soll nicht alle Aufgaben selbst übernehmen. Der Staat darf sich aber auch nicht aus seiner Verantwortung für gleiche Lebenschancen und soziale Gerechtigkeit zurückziehen. Aber es gibt Dienste an der Gesellschaft, die die Dienstleistungsgesellschaft weder kaufen noch bezahlen kann, die aber geleistet werden müssen, wenn es nicht zu einer Eiszeit in unserer Gesellschaft kommen soll.
Ein wunderbares Beispiel dafür, wie Bürgerinnen und Bürger Bielefelds Verantwortung übernommen, Mitmenschlichkeit und Solidarität gelebt haben, zeigt sich an der Reaktion auf die verheerende Tsunami Katastrophe in Südasien. Die Spendensumme an sich ist überwältigend: Fast 430000 Euro kamen bisher für die Aktion »Bielefeld hilft« zusammen. Was aber an persönlichem Engagement, an phantasievollen Aktionen für die Menschen auf Sri Lanka auf die Beine gestellt wurde, ist außergewöhnlich. Besonders berührt haben mich dabei die Projekte der Bielefelder Schülerinnen und Schüler. In Abwandlung der Schlagzeile der bekannten Imagekampagne möchte ich sagen: Ihr seid Bielefeld!
Wer in unserer Stadt lebt, aber die deutsche Sprache nicht beherrscht, der fühlt sich isoliert, nicht integriert. Gemeinsam mit der Bielefelder Bürgerstiftung, der AWO Ostwestfalen-Lippe und dem Schulministerium NRW hat die Stadt Bielefeld in diesem Jahr mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse Bielefeld das Projekt »Miteinander Reden, miteinander Leben. Sprachförderung. Gut für Bielefeld« aus der Taufe gehoben. Zielsetzung ist es, durch intensive pädagogische Betreuung und Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund die gesellschaftliche Integration zu fördern. Dies ist eine zentrale Aufgabe unserer Gesellschaft. Je früher und je planvoller dies geschieht, um so eher werden sich positive Voraussetzungen und Effekte erzielen lassen. Mit Jahresbeginn 2006 startet das Bielefelder Projekt. Die Bedeutung von Integration ist vor dem Hintergrund des demographischen Wandels unserer Gesellschaft noch höher einzuschätzen.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich hoffe, dass das Jahr 2006 für uns alle ein gutes Jahr wird und ich wünsche Ihnen und Ihren Familien Zufriedenheit, Gesundheit und Erfolg.

Artikel vom 30.12.2005