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Der Ball rollt
in der »Arena«

Eine Entscheidung für die Fans

Frankfurt (dpa). Die Übertragungsrechte für die Premierensaison der Fußball-Bundesliga ging 1963 noch für 650 000 Mark an die konkurrenzlosen ARD und ZDF. Für die nächsten drei Spielzeiten fließen mindestens 420 Millionen Euro an die Deutsche Fußball-Liga.
Im Vergleich zum Vorjahr sind das 40 Prozent mehr, gegenüber dem Einstiegspreis vor 42 Jahren bedeutet das eine Steigerung um das 1230-fache. Trotzdem hätte die DFL ein noch besseres Resultat erzielen können. »Der Liga wird Geldgier vorgeworfen, aber alle 36 Vereine haben dafür auf Geld verzichtet«, sagte Liga-Präsident Werner Hackmann. Statt das höhere Premiere-Angebot anzunehmen, entschied sich die DFL für die Variante mit der ARD-Sportschau. »Wir haben uns an den Bedürfnissen der Fans orientiert«, sagte DFL-Kommunikationsdirektor Tom Bender. Die Auslandsrechte gingen an betandwin, die Internet-Rechte an die Telekom.
Es wird aber noch mehr Geld geben. Die genaue Summe steht nicht fest. So sind noch Nachverwertungs-Rechte der ersten Liga, etwa für Nachrichtensendungen, und Zweit-Rechte der zweiten Liga sowie Mobilfunk-Rechte zu vergeben. Insgesamt rechnet die DFL mit 1,42 Milliarden Euro, die sie von 2006 bis 2009 an ihre Vereine ausschütten kann. Über die Verteilung wird im Januar entschieden. Fest steht, dass alle mehr bekommen als bisher.
Mit seiner Entscheidung hat der Ligaverband nicht nur »Planungssicherheit für die nächsten drei Jahre auf hohem Niveau« (Hackmann) erreicht, sondern auch für eine weiterhin breite Abdeckung im frei empfangbaren Fernsehen gesorgt. »Die Mitgliederversammlung hat den Vorschlag einstimmig angenommen«, sagte Hackmann. »Damit hat sie den Bär erlegt.«
Die Pay-TV-Rechte gingen an die Firma Arena. Der Zusammenschluss der Kabelnetzbetreiber mit mehr als sechs Millionen Kunden muss nun das Pay-TV-Geschäft aufbauen. »Teil der Vereinbarung ist, dass die Fußball-Übertragung sowohl über Kabel als auch über Satellit gewährleistet ist und nicht mehr als 20 Euro pro Monat kostet«, erklärte DFL-Verhandlungsführer Christian Seifert.
Die Produktion wird wahrscheinlich Sat.1 übernehmen. Voraussetzung für den Empfang ist wie bei Premiere ein Digital-Receiver.
Mit der Arena Sport Rechte und Marketing GmbH erhielt ein großer Unbekannter den Zuschlag. Dahinter steckt die Kölner Unity Media, unter deren Dach die drei Kabelnetzbetreiber Iesy, Ish und Telecolumbus firmieren. Damit treten die deutschen Kabelnetzbetreiber aus dem Schatten von Premiere. »Ich bin erstaunt, dass sie die Pay-TV-Rechte einem Nobody anvertrauen«, sagte Premiere-Chef Georg Kofler.
Iesy, Ish und Telecolumbus versorgen sieben Millionen Haushalte. Alle drei haben zwar eigene Pay-TV-Programme, die Abonnentenzahlen sind mit etwas mehr als 100 000 jedoch eher gering. Die Verbreitung reicht bislang nicht aus, um die zugesagte flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Daher muss sich Arena nach Verbündeten umsehen. Als natürlicher Partner gilt der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland.
Großer und einziger Verlierer ist Premiere. Der Bezahl-Sender, der seit mehr als zehn Jahren Liga-Partner ist und bis Saisonende noch alle Spiele zeigt, verpokerte sich. Premiere hatte mehr Geld geboten, aber nur für das Modell mit später Zusammenfassung im freien Fernsehen. Das war der dicke Fehler. DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder kritisierte: »Sie haben auf stur geschaltet, was die Sportschau anbelangt.«

Artikel vom 22.12.2005