21.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Kostendruck am Stammsitz wächst

Kompressorenhersteller Boge: Exportprimus fordert im Inland Strukturveränderungen ein

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). »Kein Tag ohne Danone und ohne Volkwagen«, sagt Rolf Struppek augenzwinkernd. In der Boge-Fertigungshalle werden bis Weihnachten zwei Großkompressoren fertiggestellt - für Anlagen in Mexiko und Polen. Im Export ist bei Boge auch 2005 Wachstum an der Tagesordnung gewesen.

Der Kompressorenhersteller in Jöllenbeck, längst ein Global Player, möchte 2007 am Hauptsitz in Bielefeld seinen 100. Geburtstag feiern. Die Exportquote wird bis dahin auf dem Weg zum 70 Prozent-Anteil weiter zugelegt haben, sind sich die Geschäftsführer Wolf Meier-Scheuven und Rolf Struppek sicher. Boge gehört zu den Top-Five im Geschäft und bedient als Druckluft-Dienstleister unterschiedlichste Auftraggeber, ist als Problemlöser in der Produktion gefragt.
So geht einer der zwei baugleichen Großkompressoren zu Volkswagen nach Polen, während der andere in Mexiko bei Yoghurt-Produzent Danone PET-Flaschen aufblasen wird. Mit 50 Kubikmetern Luft pro Minute gehören die ölfrei verdichtenden Spezialmaschinen zu den größeren Produkten der Jöllenbecker, die mit einem Anteil von 60 Prozent Neuentwicklungen im Kompressorengeschäft eine Ausnahmestellung im Markt einnehmen.
Der Weitblick des Duos Struppek/Meier-Scheuven, frühzeitig in den Export zu investieren und die florierenden Auslandsmärkte für sich zu erobern, zahlt sich längst aus. Das Markenzeichen »Made in Germany« besticht gerade in China, wo Boge mit einer eigenen Fertigung eben das Sortimentverdoppelt und die Stückzahl verdreifacht hat - für den chinesischen Inlandsmarkt. Alle anderen Märkte werden von Jöllenbeck aus bedient, wo 375 Fachkräfte arbeiten und das Kompetenz- und Entwicklungszentrum liegt.
Weniger Freude als das Ausland mit einem sieben Prozent-Zuwachs bereitet Boge das Inlandsgeschäft, auch wenn man hier gegen den Branchentrend gewachsen ist. Struppek: »Wir wachsen, aber unser Wachstum ist zu gering.« Seit 2001 registriert man mehr Seitwärts als Aufwärts. Am Markt realisierbare Preissteigerungen im Wettbewerb sind gegenüber den Faktoren Personal, Maschinen und Kosten ins Ungleichgewicht gefallen.
Die explodierten Energiepreise haben zudem 2005 die Situation weiter verschärft. In der Fertigung läuft gerade die Umstellung auf neue, effektivere Produktionsabläufe. Für die Zukunft hofft man am Standort Deutschland aber auch auf noch mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit und einen moderaten Abschluss in der Tarifpolitik. Der globale Wettbewerb hat die Situation am Standort Jöllenbeck nicht einfacher gemacht. Während die Binnenkonjunktur weiter lahmt und selbst Europa wächst, hat Wolf Meier-Scheuven die nächste Herausforderung im Export schon ausgemacht: In Russland oder Indien soll die nächste Auslandsgesellschaft in Blau entstehen.

Artikel vom 21.12.2005