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Eine tiefe Verbeugung vor
Seiner Majestät in Doorn

Sonderschau mit Knoop-Nachlass im Preußen-Museum

Bielefeld/Minden (kg). Die »goldenen Zeiten« vor dem ersten großen Krieg lässt die Ausstellung »Des Reisekaisers Leibchauffeur« im Mindener Preußen-Museum wieder aufleben. Das Leben und die Karriere von Julius Knoop, die vom Haller Schloss Steinhausen über Berlin und Doorn nach Bielefeld führte, stehen im Mittelpunkt der Sonderschau. Sie ist bis zum 12. Februar zu sehen.

Ein Stück versunkene Welt zu Kaisers Zeiten: Eine dunkelrote, seidene »Courschleppe«, eine Uniform der Gardejäger, zahllose Visitenkarten und Dokumente in gestochener Handschrift, ja sogar eine lederne Automobilisten-Montur dokumentieren den Lebensweg von Julius Knoop, malen »ein schlaglichtartiges Familienbild der Epoche«, wie der stellvertretende Museumsleiter Carsten Reuß in seinen einführenden Worten sagte. Zu sehen sei der bemerkenswerte Nachlass eines Zeitzeugen, der noch den Glanz der Reichshauptstadt Berlin und dort »das Abenteuer seines Lebens« erlebt habe, ein Bild aus dem engen Blickwinkel eines Hofbediensteten, der sein Leben lang tiefe Treue und Loyalität gegenüber dem Kaiser empfunden habe.
Das authentische Bild der Familie zeichnete der Haller Schulleiter im Ruhestand Hanns Dieter Knoop anschließend nach: »Julius Knoop legte Wert darauf, zur Preußen-Familie zu gehören, und es freut uns daher sehr, dass er heute bei den Preußen seinen Einzug hält«. Er erzählte von dem Aufstieg des gebürtigen Holtfelders in Diensten von Wilhelm II. und von dem Schicksalstag am 9. November 1918. »Kaiserstandarte weg«, befahl Seine Majestät an der niederländischen Grenze zum Entsetzen seines Fahrers - und das Gerücht der Abdankung wurde zur Wahrheit.
Schuhe blank gewienert, der Scheitel schnurgerade und eine tiefe Verbeugung: Ostern 1938 stellte Julius Knoop, der inzwischen als Steuersekretär in Bielefeld arbeitete, dem Kaiser seine Familie vor. Während Charlotte Knoop im Hofknicks versank, schenkte Wilhelm II. den Söhnen Joachim und Hanns Dieter seine Erinnerungen. Ein Buch, das der Hohenzollern-Erbe Prinz Louis Ferdinand Jahre später statt seines Großvaters mit einer Signatur versah, ein Buch, das in der Familie Knoop noch in Ehren gehalten wird . . .
Die Ausstellung im Preußen-Museum ist dienstags bis donnerstags sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Neujahr ist ab 14 Uhr geöffnet.

Artikel vom 21.12.2005