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Kompetenz
wird honoriert

Modellversuch an der FH Bielefeld

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Als Steuerfachgehilfin noch einmal das ganze Programm in Rechnungswesen studieren? Künftig sollen im Berufsleben erworbene Ausbildungen leichter auf das Hochschulstudium angerechnet werden können.

Zu diesem Zweck startete das Bundesbildungsministerium ein Pilotprojekt, um herauszufinden, wie die erworbenen Kompetenzen einheitlich und korrekt bewertet bewertet werden können. Unter Umständen verkürzt sich ein sechssemestriges Bachelor-Studium so von sechs auf vier Semester.
Von den elf Teilprojekten sicherte sich die Fachhochschule (FH) Bielefeld als einzige Universität in Deutschland gleich zwei Pilotvorhaben, und zwar in den Fachbereichen Wirtschaft sowie Pflege und Gesundheit. Die Testläufe sind auf 28 Monate terminiert und werden vom Bund mit 815 000 Euro bezuschusst.
Konkret geht es um die Entwicklung eines auf einem Punktesystem aufbauenden Instrumentariums zur Anrechnung kaufmännischer Aus- und Fortbildungen auf den Bachelor-Studiengang Wirtschaft. Besonders im Blick sind dabei vier teils berufsbegleitend zu absolvierende Lehrgänge: Technischer Betriebswirt, geprüfter Industriefachwirt, geprüfter Bilanzbuchhalter und Controller. Da diese Lehrgänge von der Industrie- und Handelskammer (IHK) angeboten werden, ist es nur folgerichtig, dass die FH die Kammern in Bielefeld und Detmold zu Bündnispartnern dieses Reformprojekts gemacht hat. Auf Seiten der Wirtschaft beteiligen sich die Unternehmen Claas (Harsewinkel), Jowat (Detmold) und Miele (Gütersloh). Mit dabei ist außerdem der Deutsche Gewerkschaftsbund.
Das erwähnte Punktesystem lehnt sich nach Angaben von Prof. Axel Benning, Dekan am Fachbereich Wirtschaft der FH Bielefeld, an das European Credit Transfer System (ECTS) an. Dieses soll ganz im Sinn des so genannten »Bologna-Prozesses« spätestens 2010 eine europäische Vergleichbarkeit der Studienabschlüsse sicherstellen.
In dem zweiten Bielefelder Pilotprojekt geht es um die Anrechnung von Kompetenzen, die als Arzt-, Tierarzt- oder Zahnarzthelfer oder in einem anderen Beruf der Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege erworben wurden, auf den Bachelor-Studiengang »Pflege und Gesundheit«.
Nach Auskunft von IHK-Geschäftsführer Swen Binner setzt sich das von den angelsächsischen Staaten übernommene System der Bachelor- und Master-Studiengänge in NRW immer mehr durch. Teilweise würden Bachelor-Absolventen bei der Gehaltsfindung sogar besser gestellt als Hochschulabgänger mit traditionellem Magister bzw. Diplom.

Artikel vom 21.12.2005