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Aufsicht prüft Insider-Verdacht

Anleger vor Fonds-Schließung informiert? -ĂŠAckermann steht unter Druck

Frankfurt/Karlsruhe (dpa). Die Finanzaufsicht untersucht die Verkäufe kurz vor der umstrittenen Schließung eines offenen Immobilienfonds durch die Deutsche Bank auf Insiderhandel. Diese Prüfung werde routinemäßig durchgeführt, sagte gestern eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Die Geste, die für Schlagzeilen sorgte: Josef Ackermann (r.), Vorstandssprecher der Deutschen Bank, scherzte im Düsseldorfer Landgericht vor mit dem damaligen Mannesmann-Chef Esser. Foto: dpa

Die Immobiliensparte DB Real Estate hatte am vergangenen Dienstag erstmals in der Geschichte der Branche den Kauf und Verkauf von Anteilen an dem offenen Immobilienfonds »Grundbesitz-Invest« bis Februar ausgesetzt. Anlegerschützer befürchten, dass einige Investoren vorab informiert worden seien.
Laut Gesetz müssen für eine Fondsschließung »außergewöhnliche Umstände« vorliegen. Eine Begründung hat die BaFin von DB Real Estate jedoch bisher nicht erhalten. Die Deutsche Bank musste wegen des Schritts aus der Politik und von anderen Finanzinstituten heftige Kritik einstecken. Hunderttausende Anleger kommen bis zur Neubewertung des Immobilienstands nicht an ihr Geld. Einige von ihnen sollen im Fall von Wertverlusten eine Entschädigung erhalten.
Den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann plagen indessen noch andere Sorgen. Der Bundesgerichtshof (BGH) entscheidet heute, ob er und fünf weitere Angeklagte im Mannesmannprozess erneut auf die Anklagebank müssen. Das Karlsruher Gericht urteilt über die Freisprüche des Landgerichts Düsseldorf vom Juli 2004, das die Zahlung von Millionenprämien bei der Übernahme nicht als strafbare Untreue eingestuft hatte.
In der Verhandlung im Oktober hatte der BGH deutliche Skepsis an dem Düsseldorfer Spruch erkennen lassen; sollte er das Urteil kippen, wird das Verfahren neu aufgerollt. In dem Prozess geht es um 57 Millionen Euro Prämien und Pensionsabfindungen, die an Manager und Ex-Vorstände gezahlt worden waren, nachdem der Mobilfunkkonzern Vodafone Anfang 2000 Mannesmann übernommen hatte. Ackermann, der Ex-IG-Metallvorsitzende Klaus Zwickel und der frühere Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Funk sind wegen Untreue angeklagt, weil sie dem für die Ausschüttungen zuständigen Präsidium angehörten.
Der einstige Mannesmann-Chef Klaus Esser, der zusätzlich zur vertraglichen Abfindung von 15 Millionen einen 16-Millionen-Euro-Bonus bekommen hatte, muss sich wegen Beihilfe zur Untreue verantworten. Angeklagt sind zudem Ex-Betriebsratschef Jürgen Ladberg und der frühere leitende Mitarbeiter Dietmar Droste.

Artikel vom 21.12.2005