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US-»Kunstwein« in die EU

Agrarminister stimmen zu - Deutschland dagegen

Brüssel (dpa). Europas Weintrinker finden bald günstige »Kunstweine« aus den USA in den Geschäften. Die Agrarminister der Europäischen Union billigten gestern in Brüssel ein Weinhandelsabkommen mit den USA, das die EU-Kommission ausgehandelt hatte. Horst Seehofer konnte sich nicht durchsetzen.

Es tritt zum 1. Januar 2006 in Kraft. Deutschland, Portugal und Österreich stimmten dagegen. Griechenland enthielt sich. Agrarminister Horst Seehofer (CSU) warnte vor einer Schwemme von technisch manipulierten US-Weinen. Er forderte, in den kommenden Monaten bei Verhandlungen über eine neue EU-Weinverordnung eine Qualitätsdebatte anzustoßen und ein Reinheitsgebot festzuschreiben.
Angesichts der Sorgen der deutschen Winzer vor den Folgen des Abkommens sagte Seehofer: »Wenn die Amerikaner Wasser in den Wein gießen können, dann ist das nur eine Frage der Zeit, wann das auch für andere Länder gilt und dann kommt die ganze Kultur und Qualität des deutschen Weines ins Rutschen.«
Deutsche Weinbauern haben - wie der Minister - wiederholt eine klare Kennzeichnung und Angaben zur Herstellungsmethode auf dem Etikett für den Verbraucher gefordert. Hinter dem Abkommen stehen die großen europäischen Weinexporteure Frankreich, Italien und Spanien. Sie sehen die USA als ihren wichtigsten Absatzmarkt. Deutschland verkauft vergleichsweise wenig Wein in Amerika. Das US-Weinrecht gestattet den Winzern beispielsweise, die teure und lange Lagerung im Eichenfass zu umgehen, in dem zur Anreicherung der Tannine edler Weine einfach Holzchips in Stahltanks geworfen werden. In den USA sind für Wein Produktionsmethoden zugelassen, die in der Europäischen Union verboten sind. Dazu gehören Wasserzusätze und die »Fraktionierung« des Weins, ein Schleuderverfahren, um die Bestandteile zu trennen und beliebig mit Aromazusätzen wieder zusammenmischen zu können.
Seite 4: Leitartikel

Artikel vom 21.12.2005