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Terrorist nach 19 Jahren frei

Der Libanese Hammadi vor Osthoff-Freilassung aus deutscher Haft entlassen

Berlin (Reuters/dpa). Der wegen Mordes an einem US-Bürger und Flugzeugentführung in Deutschland zu lebenslanger Haft verurteilte Libanese Mohammad Ali Hammadi ist aus der Haft entlassen worden.
Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt, Doris Möller-Scheu, sagte, Hammadi sei entweder Anfang dieser oder Ende der vergangenen Woche nach 19 Jahren Haft frei gelassen worden. Frankfurter Justiz und die Bundesregierung bestritten jeden Zusammenhang zwischen der Haftentlassung Hammadis, der der radikalislamischen Hisbollah (Partei Gottes) angehört, und der Rettung der Deutschen Susanne Osthoff aus den Händen ihrer Geiselnehmer im Irak. Die Hisbollah unterstützt den gewaltsamen Widerstand im Irak.
In Diplomatenkreisen in Berlin hieß es, Hammadi sei frei gekommen, obwohl der Bundesregierung das Interesse der US-Regierung an einer Auslieferung in die USA bekannt gewesen sei. Die Sprecherin des Justizministeriums, Eva Schmierer, sagte dazu, der Bundesregierung liege kein Auslieferungsersuchen der USA vor.
Aus Justizkreisen verlautete, Hammadi sei am vergangenen Donnerstag freigelassen und am Freitag in die libanesische Hauptstadt Beirut ausgeflogen worden. Seine Haftentlassung steht damit in direktem zeitlichen Zusammenhang mit der Befreiung der 43-Jährigen Osthoff, die am Sonntag von der Bundesregierung bekannt gegeben worden war. »Es gibt keinen Zusammenhang zwischen beiden Fällen«, versicherte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger.
In Diplomatenkreisen hieß es dagegen, die Bundesregierung habe gewusst, dass die USA Hammadi überstellt haben wollten. Dieser steht in den USA unter Anklage wegen des Mordes an dem US-Kampftaucher Robert Dean Stethem, einer der Geiseln an Bord einer von Hammadi und seinem Komplizen 1985 von Athen nach Beirut entführten TWA-Maschine.
Nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen war ein deutscher Geheimdienstler zu Anfang des Monats in die syrische Hauptstadt Damaskus gereist. Syrien ist wichtigster Unterstützer der Hisbollah.
Hammadi war 1987 auf dem Frankfurter Flughafen mit Flüssigsprengstoff im Gepäck festgenommen worden. 1989 wurde er in Frankfurt wegen der Entführung der TWA und der Ermordung Stethems zu lebenslanger Haft verurteilt.
Unterdessen berichtet die Wochenzeitung »Die Zeit«, dass schon vor der Entführung Khaled el Masris durch die CIA die Bundesregierung gefürchtet habe, dass der US-Geheimdienst deutsche Staatsbürger verschleppen könnte. Im Sommer 2003 hätten Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes (BKA) den deutschen Islamisten Reda Seyam von Indonesien nach Frankfurt eskortiert, um ihn vor dem Zugriff der CIA zu schützen. Das Bundeskanzleramt sei informiert gewesen. Der aus Ägypten stammende Seyam gilt als extremer Islamist. El Masri gehörte zu seinen Bekannten in Neu-Ulm. Der Generalbundesanwalt ermittelt gegen Seyam wegen Terrorverdachts. Seyam sei im September 2002 von der indonesischen Polizei festgenommen und bereits damals von der CIA verhört worden. Nach zehnmonatiger Haft hätten ihn die BKA-Beamten aus dem Gefängnis abgeholt und unter strenger Bewachung nach Deutschland gebracht. Seite 4: Wohin zieht es Susanne Osthoff?

Artikel vom 21.12.2005