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Der »Männerträume-Erfüller«
Professor Ferdinand Alexander Porsche legte den Grundstein für den weltweiten Erfolg des Porsche Designs
Mit dem 911 vorfahren, die Rodenstock-Brille aus dem Gesicht, den Rimowa-Koffer geschnappt, auf Ferragamo-Schuhen ins Haus, die Belfe-Jacke an den Haken, ab in die Poggenpohl-Küche, dort einen Kaffee aus einer Siemens-Kaffeemaschine und mit einem schnellen Blick auf die Eterna-Uhr in den Ruhesessel von Wittmann.
So könnte der Beginn des Feierabends eines überzeugten und konsequenten Porsche-Fans aussehen. Denn alle genannten Produkte haben eines gemeinsam: Sie stammen aus der Zusammenarbeit der genannten Unternehmen mit der 2003 gegründeten Porsche Design Group. Zu der gehört auch das Porsche Design Studio im österreichischen Zell am See. Hier entstanden im Laufe der vergangenen gut 30 Jahre vor allem Dinge, »die Männern wichtig sind«, sagt Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking.
Diese Einschätzung ist keineswegs als Macho-Spruch oder gar frauenfeindlich gemeint, sondern spiegelt die Realität wider. Gleichwohl ist die Aussage als eine Verbeugung vor einem großen Designer zu verstehen. Denn kein geringerer als Ferdinand Alexander Porsche, der älteste Sohn von Ferry Porsche, hat das Studio in Zell am See gegründet. Unter seiner Leitung wurde es zu einem der renommiertesten Design-Häuser der Welt. Viele der Entwürfe von Professor Ferdinand Alexander Porsche, der am 11. Dezember des vergangenen Jahres seinen 70. Geburtstag feierte, wurden zu Klassikern. Allen voran der »Elfer«. Die Entwürfe für die Form des Sportwagens, der sich schnell zum Eckpfeiler der Markenidentität des Stuttgarter Unternehmens entwickelte, entstanden im Designstudio Zuffenhausen, das er von 1962 bis 1972 leitete. »Mit dem 911 ist ihm eine Form gelungen, die bis heute Gültigkeit hat. An ihr müssen sich alle Sportwagen, die wir jetzt und in Zukunft bauen, orientieren, um von unseren Kunden als Porsche anerkannt zu werden«, lässt Wiedeking keine Zweifel daran aufkommen, wie neue Modelle der Sportwagenschmiede auszusehen haben.
»Eine gute Idee ist oft überraschend einfach. Wenn man die Funktion einer Sache überdenkt, ergibt sich die Form manchmal wie von allein.« Die Worte des 70-jährigen Ferdinand Alexander Porsche klingen so simpel und sind doch so weitreichend. Erst recht vor dem Hintergrund einer weiteren Aussage des Mannes, der trotz seines Erfolgs und seines Ruhms bodenständig und zurückhaltend geblieben ist. »Grundlage meiner Designarbeit war und ist eine ganz spezifische Auffassung von Freiheit. Diese verlangt, alle Dinge prinzipiell in Frage stellen zu können und mit dem dadurch geschaffenen Freiraum konsequent und verantwortungsbewusst umzugehen«, sagt Porsche, der vor einem Jahr sein Mandat als Aufsichtsrat der Porsche AG niederlegte und sich damit aus dem aktiven Berufsleben zurückzog.
Seine Einstellung, gepaart mit großem Können, hat unter anderem dazu geführt, dass die Porsche Lizenz- und Handelsgesellschaft mit Sitz in Bietigheim-Bissingen unter Führung des Geschäftsführers Dr. Siegmund Rudigier im vergangenen Jahr einen Umsatz von 95 Millionen Euro gemacht hat. 7900 Händler sorgen inzwischen weltweit dafür, dass die Produkte verkauft werden.
Zu den Lizenz-Partnern gehören neben den oben genannten Unternehmen unter anderen Friedrich Stahl (Schmuck), Zumtobel Staff (Leuchten), Elbert Gubbels & Zonen (Pfeifen), Adidas-Salomon (Sportartikel) und Faber-Castell (Schreibgeräte).
Erst im Oktober 2005 schlossen die Herforder Möbelwerke Poggenpohl einen Vertrag mit der Porsche Design Group über eine langfristige Zusammenarbeit. Bis 2007 wollen die Küchenhersteller und Porsche Design gemeinsam eine neue Küche entwickeln, die sich durch »funktionelles und puristisches Design« auszeichnen soll. Poggenpohl-Geschäftsführer Elmar Duffner sagte anlässlich der Vertragsunterzeichnung: »Marktstudien zeigen, dass sich auch immer mehr Männer für luxuriös ausgestattete Küchen interessieren. Die Küche entwickelt sich zum Erlebnis- und Repräsentationsraum, der häufig auch mit Unterhaltungselektronik ausgestattet ist.« Um in Zukunft auf dem Markt für Premium-Küchen erfolgreich zu sein, sei Innovationsfreude eine wichtige Voraussetzung.
Mit diesen Worten dürfte Duffner F. A. Porsche aus der Seele gesprochen haben. Der hatte einst erklärt: »Funktionale Produktgestaltung entsteht aus dem sinnvollen Zusammenspiel zwischen Tradition und High-Tech.« Den Beweis dafür tritt - neben der ganzen Vielzahl der unter seiner Regie entstandenen Gebrauchs-Objekte - mit dem Porsche 911 vor allem der Klassiker auf vier Rädern an.
Wolfgang Schäffer

Artikel vom 14.01.2006