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Übermüdete Busfahrer

Geiz ist - gefährlich


Den letzten beißen die Hunde, und so ist es auch in diesem Fall: Vor dem Landgericht Bonn wird sich im kommenden Jahr ein Busfahrer aus Espelkamp verantworten müssen, der offenbar völlig übermüdet die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und 27 Menschen verletzt hatte. Von dem Unternehmen, das ihn beauftragt hatte, wird niemand auf der Anklagebank sitzen.
Es ist schwerlich vorstellbar, dass der Mann aus purer Freude am Fahren 72 Stunden ohne nennenswerten Schlaf am Steuer gesessen hat. Vielmehr wird er sich der Gefahr mehr oder weniger bewusst gewesen sein und aus bloßer Existenznot gehandelt haben - denn Busfahrer, die aufmucken und ihre Ruhezeiten einhalten wollen, finden sich schnell auf der Straße wieder. Sagt jedenfalls die Gewerkschaft Verdi.
Geiz ist geil: Für ein paar Euro mit dem Bus nach Madrid, Paris oder London - der Preiskampf auf diesem Markt lässt offenbar manchen Chef beide Augen zudrücken, wenn ein Bus mit einem müden Fahrer vom Hof rollt. Dabei sollte es den Versuch wert sein, im Konkurrenzkampf die Preisschraube nicht weiter nach unten zu drehen, sondern den Spieß umzudrehen: Ein Reiseunternehmen, das mit seinen höheren Preisen wirbt und den Kunden gleichzeitig garantiert, dass der Fahrer ausgeruht ist und alle Vorschriften einhält, würde vermutlich vor allem bei der älteren, besonders busreisefreundlichen Generation, gut ankommen. Christian Althoff

Artikel vom 21.12.2005