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Osthoff frei

Tadelloses Zusammenspiel


Susanne Osthoff, aus den Fängen ihrer Entführer vermutlich freigekauft, bleibt sich treu. Die starke Frau mit der eigenwilligen Persönlichkeit will ganz offensichtlich nicht ins Rampenlicht gezerrt werden - jedenfalls noch nicht.
Ihr Vorteil könnte gewesen sein, dass sie nicht als besonders »wertvolle« Geisel erschien, sich allein den Menschen und der Kultur im Irak verpflichtet fühlt und sich von ihren Entführern vermutlich auch nicht in ein Opfer-Schema pressen lies.
Mag sein, dass wir demnächst noch manche Überraschung von ihr vernehmen werden. Die »Powerfrau« ist zu engagiert, als dass sie die neue Aufmerksamkeit nicht in ihrem Sinne zu nutzen versuchen wird.
Daneben stehen die erfolgreichen Krisenmanager in Berlin. Die Bundeskanzlerin blieb bewusst im Hintergrund, darf den Vermittlungserfolg aber dennoch auch ein wenig sich selbst zurechnen.
Zugleich hat die deutsche Öffentlichkeit ein tadelloses und offenbar pannenfreies Zusammenspiel im neu besetzten Auswärtigen Amt erlebt. Interessant auch, dass Merkel den Staatssekretär Klaus Scharioth ausdrücklich lobte, hatte sie ihm doch gerade erst den noch von Joschka Fischer versprochenen Botschafterposten in Washington verwehrt.
Ein Lob der stillen Diplomatie, die Leben retten kann, aber nicht garantiert. Denn eines ist gewiss: Franz Münteferings gut gemeinter Rat »Mundhalten hilft« wird nicht lange vorhalten. Reinhard Brockmann

Artikel vom 20.12.2005