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Musik von kathedralischer Wirkung

Tschaikowskys »Jungfrau von Orleans« erstmals in Bielefeld zu erleben


Bielefeld (uj). Mit seiner Oper »Die Jungfrau von Orleans« schrieb Peter I. Tschaikowsky genau in der Mitte seines Opernschaffens Musik von »kathedralischer« Raumwirkung. Dass gerade in der Größe der Vielfarbigkeit und Effekte auf der einen Seite und in Ermangelung eines dramatischen Personenkonfliktes auf der anderen Seite der Grund dafür liegt, dass das Werk nur selten zur Aufführung gelangt, ist für Dr. Uwe Sommer nahe liegend.
Genau zwei Bühnen - München und Rudolstadt/Eisenach - haben sich nach Recherchen des Musikdramaturgen in den vergangenen 15 Jahren des Werkes angenommen. Auch in Bielefeld stand Tschaikowskys monumentale Oper bislang noch nie auf dem Spielplan. Das soll sich ändern: Am Freitag, 23. Dezember, hat das Werk in konzertanter Aufführung in der Oetkerhalle Premiere.
Konzertant bot sich an. Eine szenische Einrichtung würde großes, derzeit nicht vorhandenes Theateraquipement voraussetzen. Andererseits bietet die Oetkerhalle mit ihrer ausgezeichneten Akustik ideale Bedingungen, den musikalischen Reichtum des Werks mit seinem satten und schmelzenden Orchesterklang, seinem Melodienreichtum und seinen monumentalen Chören in den Vordergrund zu stellen. Das groß besetzte, romantische Orchester steht unter der Leitung von Kevin John Edusei. Aus der Not der verstimmten Oetkerhallen-Orgel hat man versucht, mit Einspielungen, die Georg Gusia an der St. Jodokus-Orgel vorgenommen hat, eine Tugend zu machen.
Chor und Extrachor erhalten die Gelegenheit, im Ehrechor des dritten Aktes die russische Seele zu beschwören. Bereits seit Ende der vergangenen Spielzeit hat Chorleiter Hagen Enke große Sorgfalt bei der Einstudierung in russischer Sprache walten lassen. Enke, aufgewachsen in der DDR und somit des Kyrillischen mächtig, konnte zudem auf die Unterstützung einer Muttersprachlerin bauen, die im Hauschor mitsingt.
Für Johanna (Kaja Plessing) schrieb Tschaikowsky intensive Musik, die in Arien und ihren Duetten mit Lionel (Alexander Marco-Burmester) ihre Entwicklung auf sehr differenzierte und bewegende Weise nachzeichnet. In den weiteren Rollen sind Luca Martin, Michael Bachtadze, Jacek Janiszewski, Simeon Esper sowie Iveta Jirikova und Michael Leibundgut als Gäste zu erleben.
Wer mit vier Leuten die Premiere besucht, erhält die vierte Karte umsonst. Vorbestellungen unter Telefon 51 54 54.

Artikel vom 20.12.2005