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Drastische Haftstrafen für Tankstellenräuber

Das Landgericht urteilt über deutsch-russische Bande - bis zu siebeneinhalb Jahre verhängt

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Die deutsch-russische Tankstellenbande - ein Angeklagter wohnt in Bielefeld, seine drei Komplizen kommen aus Schloß Holte-Stukenbrock - verschwindet für lange Zeit hinter Gittern.

Die 3. Große Strafkammer des Landgerichtes verurteilte gestern Abend nach fast fünfwöchigem Prozess das kriminelle Quartett zu Haftstrafen von fünf Jahren und neun Monaten, sechs Jahren und drei Monaten, sechseinhalb sowie siebeneinhalb Jahren. Die Angeklagten, so Vorsitzender Richter Reinhard Kollmeyer, »hätten sich einer ungewöhnlichen Serie schwerer Straftaten« schuldig gemacht.
Die ursprünglich aus Georgien, Tschetschenien sowie Rußland stammenden Täter hatten lange zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft geschwiegen. Erst als die Große Strafkammer dem Quartett deutlich machte, welche Haftstrafen die 19 bis 26 Jahre alten Angeklagten ohne Geständnisse zu erwarten hätten, machten Alexander A. (19), Rostram M. (22), Vladimir R. (26) und Vitali R. (23) vor Gericht »reinen Tisch« (diese Zeitung berichtete).
Im August vergangenen Jahres sollen sich die jungen Männer zu einer Bande zusammengeschlossen haben. Einzig mit dem Ziel, so Staatsanwalt Christoph Zielke, Tankstellen auszurauben. Insgesamt zehn brutale Taten - darunter ein Überfall auf einen Geldboten in Bielefeld - konnten später dem räuberischen Quartett zugeordnet werden. Begonnen hatte die in wechselnder Täterbesetzung ausgeführte Serie am 20. August 2004, als am »Marktkauf« an der Friedrich-List-Straße ein Geldbote mit Waffengewalt zur Herausgabe von 3000 Euro gezwungen worden war.
Die weiteren Tatorte: Der »Marktkauf« Sennestadt am 21. November 2004, die Tankstelle Endom in Schloß Holte-Stukenbrock (5. Dezember 2004), die Westfalen-Tankstelle in Detmold-Pivitsheide (13. Februar 2005), eine Tankstelle in Hövelhof (7. März), am 17. März die Westfalen-Tankstelle in Leopoldshöhe-Asemissen, am 25. März die »Jet«-Tankstelle an der Detmolder Straße in Bielefeld und am 28. März eine »Aral«-Tankstelle an der Herforder Straße in Bielefeld.
Anschließend folgten noch zwei Raubzüge, die die Staatsanwaltschaft ebenfalls der deutsch-russischen Bande zuschreibt: Der Überfall auf die »Shell-Tankstelle« an der Artur-Ladebeck-Straße in Bielefeld am 16. April sowie auf die Tankstelle an der Brackweder Straße vom 20. April. Die Beute betrug von 500 bis zu 2900 Euro.
Während des Prozesses vor dem Bielefelder Landgericht kam noch eine 11. Tat ans Licht, die bislang dem kriminellen Quartett noch gar nicht zugeordnet worden war: ein Überfall auf die Esso-Tankstelle in Oerlinghausen. Und dem angeblichen »Kronzeugen« Vitali R. - der 23-Jährige hatte sich gegen ein frühes Geständnis die Entlassung aus der Untersuchungshaft »erkauft«, seine drei Komplizen blieben hinter Gitter - war vergangene Woche erneut der Haftbefehl verkündet worden.
Der junge Mann aus Schloß Holte-Stukenbrock fuhr wieder in die Zelle ein, weil er seine Beteiligung an den Raubzügen den übrigen Mittätern zugeschrieben hatte. Statt nur »Schmiere zu stehen«, so wurde im Prozessverlauf von der 3. Großen Strafkammer ermittelt, war Vitali R. direkt an den bruatlen Überfällen in Bielefeld und Umgebung beteiligt.

Artikel vom 20.12.2005