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Rainer Radloff ist Geschäftsführer der »Arbeitplus«.

Eingliederungs-Millionen
nicht ausgeschöpft

Ein Jahr nach Hartz IV haben 3300 einen festen Job

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). 31 Millionen Euro standen im zu Ende gehenden Jahr für die Eingliederung von Arbeitslosengeld-II-Empfängern in Bielefeld zur Verfügung. Ein Betrag, der bei weitem nicht ausgeschöpft wurde. »Wir hoffen, 4,8 Millionen auf das kommende Jahr übertragen zu können«, sagte Rainer Radloff, Geschäftsführer der für die Hartz-IV-Empfänger zuständigen »Arbeitplus«, bei der Vorstellung der ersten Jahresbilanz nach der zum 1. Januar in Kraft getretenen Arbeitsmarktreform.

In dieser Zeit sank die Zahl der arbeitslosen Hartz-IV-Bezieher von 17 327 auf 14 733 im November. Gezählt wurden 20 453 Bedarfsgemeinschaften von Arbeitslosengeld-II-Empfängern. Denn auch jene, die aktuell nicht auf dem Arbeitsmarkt vermittelt werden können, beziehen Hartz IV - Alleinerziehende oder pflegende Angehörige (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Die Gesamtzahl der Arbeitslosen in Bielefeld lag zuletzt bei 22 500.
Dass die Eingliederungsgelder nicht vollends aufgebraucht wurden, ist aus Sicht des SPD-Landtagsabgeordneten und Sozialpolitikers im Rat, Günter Garbrecht, »bedauerlich«. Er wird zu 1. Januar turnusgemäß den Vorsitz der Gesellschafterversammlung bei Arbeitplus von Arbeitsagentur-Chef Dr. Peter Glück übernehmen. Garbrechts Fazit nach einem Jahr Hartz IV: »Es wurden nicht alle Erwartungen erfüllt, aber es sind auch nicht alle Befürchtungen eingetreten.«
Eine Einschätzung, die auch die übrigen Verantwortlichen bei Arbeitplus, der gemeinsam von Stadt Bielefeld und Arbeitsagentur betriebene Gesellschaft, teilen. Für Glück ist die Arbeitsmarktreform ein »noch nicht beendetes, aber gelungenes Abenteuer.« Der städtische Sozialdezernent Tim Kähler sagte, »unter Volllast« sei ein Systemwechsel vollzogen worden. Aus Sicht der Stadt komme es darauf an, möglichst viele Menschen dauerhaft in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. »Dazu müssen wir mit den Menschen einen Weg gemeinsam gehen.«
Rainer Radloff verweist darauf, dass im Laufe des Jahres 3300 Hartz-IV-Empfänger »den Weg zurück« auf den ersten Arbeitsmarkt gefunden hätten. Die Stärken und Schwächen von 10 697 Hartz-IV-Empfängern wurden ermittelt, mit ihnen 10 379 Eingliederungsvereinbarungen geschlossen. Um sie wieder für den Arbeitsmarkt zu »aktivieren«, wurden 13 800 Sprachkurse, Bewerbungstrainings, Umschulungen, berufliche Weiterbildungen und weitere Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen in die Wege geleitet.
»Eine Menge« und »deutlich über dem Schnitt«, meint Radloff und kündigt für das kommende Jahr eine noch intensivere Betreuung und Vermittlungsarbeit an. Schließlich sollen dann die Geburtswehen vergessen sein und Arbeitplus mit 300 Beschäftigten voll arbeitsfähig. 100 dieser Stellen wurden neu geschaffen.

Artikel vom 20.12.2005