20.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kerzen, diesmal als Ausdruck der Erleichterung, für die befreite Deutsche Susanne Osthoff.

Osthoff zuerst zur Tochter

Entführte dankt der Bundesregierung - Merkel lobt Diplomaten

Berlin (dpa). Die im Irak freigelassene Deutsche Susanne Osthoff will zuerst ihre Tochter sehen. Das verlautete aus dem Auswärtigen Amt.
Die Archäologin wurde während ihrer dreiwöchigen Geiselhaft offenbar an eine andere Entführergruppe übergeben. Das berichtete der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Nadeem Elyas: »Wir wissen, dass die Entführer anfangs eine kriminelle Gruppe waren, die nur auf Lösegeld aus war«, sagte er. »Die erste Gruppe hat Frau Osthoff an eine islamisch orientierte Gruppe ÝverkauftÜ«.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Horst Köhler und die Angehörigen zeigten sich zufrieden mit dem glücklichen Ausgang der Entführung. Osthoff selbst dankte der Bundesregierung, dem Krisenstab und der Botschaft in Bagdad für die Bemühungen um ihre Freilassung.
Die 43-Jährige befand sich gestern Abend noch in »sicherer Obhut« der Botschaft. Sie wolle den Irak aber in »allernächster Zukunft« verlassen, hieß es in Berlin. »Frau Osthoff bat um Verständnis dafür, dass sie zunächst nicht nach Deutschland zurückkehren wolle, sondern fernab der Öffentlichkeit gemeinsam mit ihrer Tochter einige Tage verbringen möchte«, sagte der Leiter des Krisenstabs, Staatssekretär Klaus Scharioth.
Auch ihr Fahrer Chalid al Schimani befindet sich nicht mehr in der Gewalt der Entführer. Der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Jäger, betonte aber, Al Schimani habe sich bislang noch nicht bei der deutschen Botschaft in Bagdad gemeldet. Susanne Osthoff geht es nach den Worten Jägers den Umständen entsprechend gut. Körperlich sei sie in einer guten Verfassung.
Ungeklärt ist noch, ob in dem Fall Lösegeld gezahlt wurde. Berichte, wonach Osthoff mit Ersatzforderungen rechnen müsse, stießen im Außenministerium auf Befremden. »Die Frage stellt sich zur Zeit überhaupt nicht«, hieß es.
Die Deutsche war am 25. November auf einer Überlandfahrt von Bagdad nach Arbil/Nordirak verschleppt worden. Die Kidnapper hatten ein Ende der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Irak gefordert. Die Archäologin war bis vor einigen Jahren mit einem Iraker verheiratet.
Die Türkische Gemeinde in Deutschland reagierte mit großer Freude. »Ich bin sehr froh, dass Frau Osthoff wieder frei ist. Ich wünsche der Familie alles Gute und ruhige und besinnliche Tage«, sagte ihr Bundesvorsitzender Kenan Kolat. Themen der Zeit: Hintergrund und Kommentar

Artikel vom 20.12.2005