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Oper erleben
wie einen Film

»Der fliegende Holländer« bei Arte

Arte, 20.15 Uhr: Schon eine Seltenheit, aber Operfans freut es, wenn Liveübertragungen auf dem Programm stehen. Heute wird »Der fliegende Holländer« gezeigt.

Der »Fliegende Holländer« ist zum ewigen Segeln auf den Meeren verdammt. Nur die Treue einer Frau bis in den Tod kann ihn erlösen. Die Oper von Richard Wagner (1813-1883) ist Inbegriff der Romantik. In der kargen Neuinszenierung von Guy Cassiers in der Brüsseler Theatre de la Monnaie scheint sie dieser Romantik aber beraubt. Doch gerade durch das kalte Bühnenbild und die Isolation der Akteure wird sie zu einem mitreißenden Gefühlsbad aus Liebe, Leid und Leidenschaft. Die Oper steht unter der musikalischen Leitung von Kazushi Ono.
Alle sieben Jahre darf der Holländer (Egils Silins) an Land gehen, um eine treue Frau zu finden. Vor der norwegischen Küste trifft er auf den gierigen Kapitän Daland (Alfred Reiter), der ihm - im Tausch für Reichtümer - seine Tochter verspricht. Doch die hübsche Senta (Anja Kampe) ist längst in das Schicksal des Holländers, das in Balladen besungen wird, verliebt. Als der Holländer an ihr zweifelt, schwört sie Treue und stürzt sich ins Meer.
Opern im Fernsehen zu zeigen, ist nach Ansicht der zuständigen Redakteurin Eva Wochner nicht leicht. »Wir verlieren viel, weil es ein kleiner Kasten ist. Aber wir gewinnen auch viel.« So erzeugten Nahaufnahmen eine größere Nähe zwischen Zuschauern und Sängern. Der Schnitt bringe zusätzliche Bewegung in die Inszenierung. Untertitel seien zudem ein Weg, auch einem ungeübten Opernzuschauer die Geschichte nahe zu bringen. »Man kann das erleben wie einen Film«, sagt Wochner. Mit Einführungen und Moderationen versuche Arte, Opern nicht nur für ein Nischenpublikum zugänglich zu machen. Allerdings sei es ein Spagat: »Wir wollen nicht zu populistisch sein und die Oper aus den Augen verlieren.«
Die nächsten Opern bei Arte stehen im Zeichen des Mozartjahrs zum 250. Geburtstag des Komponisten. An Heiligabend um 22.30 Uhr zeigt der Sender Wolfgang Amadeus Mozarts »Idomeneo« aus der Mailänder Scala, am 21. Januar 2006 um 22.05 Uhr steht »La finta giardiniera« aus der Stuttgarter Oper auf dem Programm.

Artikel vom 20.12.2005