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Unverklärter Blick in die
gemeinsame Geschichte

Land Ostpreußen: Text und Bilder in zwei Büchern


Von Rolf Dressler
Man kann es getrost einmal aussprechen: Was der zu Recht renommierte Berliner Siedler-Verlag veröffentlicht, hat stets im besten Wortsinne Hand und Fuß, bereichert durchweg den Leser. Und dies gilt noch in besonderer Weise für die kenntnisreich hintergründig geschriebenen Betrachtungen unserer wechselvollen deutschen Geschichte.
Gewinn verheißt zum Beispiel der neue Buchtitel »Ostpreußen - Geschichte und Mythos« (Verkaufspreis 24,90 Euro), verfasst von dem jungen promovierten Historiker Andreas Kossert, heute Mitarbeiter des Deutschen Historischen Instituts in Warschau und Autor des vielgelobten Buches »Masuren - Ostpreußens vergessener Süden«, erschienen im Jahre 2001.
Fernab der einseitigen, national verklärten Geschichtsbetrachtung, wie sie noch bis Ende der 1980er Jahre vor allem auch auf polnischer Seite von Staats wegen gang und gäbe war, öffnet und weitet Andreas Kossert gänzlich unaufgeregt den Blick darauf, wie sehr die einstige »Wiege Preußens« und späterhin östlichste Provinz des Deutschen Reiches bis in die Gegenwart hinein auch das sogenannte kollektive Geschichtsgedächtnis von Polen, Litauern und Russen prägt.
Eine Buchempfehlung für alle, denen bewusst ist, dass eine friedvolle gemeinsame Zukunft nur zu gewinnen und zu bewahren ist, wenn man sich der eigenen kulturgeschichtlichen Wurzeln und der hellen und der dunklen (gemeinsamen) Vergangenheit redlich und ehrlich bewusst wird.
Für die Abrundung wie gerufen kommt auch vor diesem Hintergrund der sehr hübsch anzuschauende Bildband »Masuren - Ein Land wie eine Melodie«, gestaltet von den Fotografen Marika Hildebrandt und Peter Ernszt, erschienen in der Edition Rasch & Röhring, Verkaufspreis 28,50 Euro.
Kleinbäuerliche Landwirtschaft, riesige Wälder und zahllose malerisch gelegene Seen - dies alles, fernab von größeren Industrieansiedlungen und brausendem Verkehrslärm, fügt sich zu dem Bild einer wunderbar leisen Naturlandschaft von melancholischer Schönheit und voller unerschöpflich vielfältiger Stimmungen. Wahrhaftig, das ostpreußische Masuren ist, wie der Titel sagt, ein Land wie eine Melodie.

Artikel vom 29.12.2005