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Gute Wünsche
begleiten die
Kupferkassette

WESTFALEN-BLATT-Serie - Folge 2


Von Stefanie Westing
Sennestadt (WB). Mit drei Tageszeitungen der Sennestadt und etlichen Geldmünzen, »von fünf Mark abwärts«, war die Kupferkassette gefüllt, die am 20. Dezember 1962 eingemauert wurde. An diesem Tag fand die Grundsteinlegung zum ersten Bauabschnitt der Hans-Ehrenberg-Schule auf der Maiwiese statt.
Der kupfernen Kassette gab Präses D. Ernst Wilm einige Wünsche mit auf den Weg. Er hoffte, dass keine Zerstörung des Gebäudes die Kassette wieder ans Tageslicht bringe und dass aller Unterricht in dem Gebäude im Geiste Jesu Christi stehen werde: »Möge die Kassette für Jahrhunderte in dem Grundstein ruhen und somit die neue Schule immerdar der ganzen Sennestadt dienen.«
Zum Zeitpunkt der Grundsteinlegung des mit 4,5 Millionen Mark veranschlagten Baus wurden bereits drei Klassen von vier hauptamtlichen Lehrern unterrichtet. Am 12. Mai 1960 hatte die Leitung der Evangelischen Kirche von Westfalen grundsätzlich beschlossen, ein Gymnasium im Aufbaugebiet der Sennestadt, der damaligen Gemeinde Senne II, zu errichten und die Trägerschaft zu übernehmen. Bis zur Errichtung stellte die örtliche evangelische Kirchengemeinde dem Gymnasium Räume im Matthias-Claudius-Haus zur Verfügung.
Der ursprüngliche Zeitplan sah vor, dass bereits drei Klassen zu Ostern 1963 das neue Gebäude beziehen sollten. Dies erklärte während der feierlichen Grundsteinlegung Präses Wilm. Er las bei klirrender Kälte, assistiert von Baurat Nau, die Urkunde vor, die anschließend ebenfalls ihren Platz in der Kupferkassette fand. Auf der Urkunde war unter anderem zu lesen: »Nachdem der Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Werner Schütz, an die Evangelische Kirche von Westfalen die Bitte gerichtet hatte, für die in der Sennestadt und ihrer Nachbarschaft wohnenden Kinder ein Gymnasium zu errichten, beschloss die Leitung der Evangelischen Kirche von Westfalen am 11. und 12. Mai 1960 unter dem Vorsitz von Präses D. Wilm, die Trägerschaft eines Neusprachlichen Gymnasiums für Jungen und Mädchen zu übernehmen, zu dessen Leiter Oberstudienrat Potthast berufen wurde.«
Oberstudienrat Karl-Heinz Potthast als Schulleiter, Präses D. Ernst Wilm, Landessuperintendent Lohmann, Landeskirchenrat Kayser für den Bauausschuss des Gymnasiums, Architekt Dr. Hans Bernhard Reichow, Dr. Engler als Geschäftsführer der Sennestadt GmbH und Bürgermeister Wilhelm Bunte von der gastgebenden Gemeinde Senne II nahmen bei der Grundsteinlegung die obligatorischen Hammerschläge vor.
Der anvisierte Zeitrahmen konnte aufgrund des langen und strengen Winters nicht eingehalten werden. Erst im Sommer 1963 waren die Räume bezugsfertig.
Die Namensgebung erfolgte schließlich am 18. November 1963. Ein evangelischer Pfarrer und Philosoph, der aus dem Judentum kam, mit den Traditionen seines Elternhauses gebrochen hatte und sich nicht der Frommen annahm, sondern derer, die abseits standen, lieh dem Gymnasium seinen Namen. Aus dem »Evangelischen neusprachlichen Gymnasium in Entwicklung«, so die offizielle Bezeichnung bis dahin, wurde die »Hans-Ehrenberg-Schule«. An diesem Tag konnte der Direktor unter anderem den Sohn und die Schwiegertochter des Namensgebers begrüßen, die aus London angereist waren. Hans Ehrenbergs Name bedeute kritische Wachheit, fordere heraus, gebe Fragen auf und passe in kein Schema. Stattdessen sei der Name ein Zeichen der Verpflichtung und der Freiheit, die der Träger dieser Schule geben wolle - eine Ausrichtung, die heute noch genauso aktuell ist wie vor 40 Jahren.
Lesen Sie im dritten Teil der WESTFALEN-BLATT-Serie am 29. Dezember: Vor genau 50 Jahren lag der endgültige Bewilligungsbescheid zur Errichtung der Sennestadt vor.

Artikel vom 20.12.2005