Von Hartmut Horstmann Bielefeld (WB). Was tut eine Gemeinde, wenn sie ihren Pfarrer fürchtet und doch auch ein wenig liebt? Sie schenkt ihm einen kleinen Bären zum 50. Geburtstag. Ein derart putziges Präsent kann kein Geistlicher ablehnen, auch Pfarrer Oskari Huuskonen nicht, die menschliche Hauptfigur des Romans »Ein Bär im Betstuhl«.
Mehr als 280 unterhaltsame Seiten umfasst das neue Buch des finnischen Autors Arto Paasilinna, der sich auch in Deutschland einer treuen Fangemeinde sicher sein darf. Und das mit Recht, denn der 63-Jährige erzählt das immer unwahrscheinlicher Werdende mit einer treuherzigen Selbstverständlichkeit, die das Lesen zu einem amüsanten Sog macht. Skurril - dieses Etikett wird zu vielen Romanen aufgedrückt, doch im Fall des Finnen trifft es wirklich zu. Da ist ein Pfarrer, der vom Höllenfeuer predigt, der (welche Symbolik?) als Freizeitsport Speere aus einem Brunnen nach oben wirft. »Vertikales Speerschleudern« nennt sich das sonderbare Vergnügen, das wegen des Bären allerdings ins Hintertreffen geraten muss. So braucht der kleine Bär, der auf den Namen Sapperlot hört, eine Höhle für den Winterschlaf, und der Geistliche gesellt sich hinzu. Ebenfalls dabei ist eine junge Bärenforscherin - das Drama nimmt seinen Lauf. Schließlich muss der bei den Kirchenoberen umstrittene Pfarrer seinen Hut samt Bär nehmen. Um seinen unausweichlich größer werdenden Freund auf das menschliche Leben vorzubereiten, zeigt er ihm, wie »tier« ein Hemd bügelt oder sich im Gottesdienst nützlich macht. Wie muss eine Gesellschaft aussehen, in der Bären die Aufgaben von Menschen übernehmen können? Fragen wie diese zeigen, dass Arto Paasilinna, einer der populärsten Autoren Finnlands, bei allem trockenen Witz auch den Tiefsinn nicht scheut. Doch die Moral drängt sich nicht auf, sie ist als literarische Intelligenz spürbar, die das Roman-Geschehen gekonnt davor bewahrt, zu Klamauk zu werden. Arto Paasilinna: »Ein Bär im Betstuhl«. Edition Lübbe. 284 Seiten. 19.90 Euro
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