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Engel mit Jeans und König ohne Krone

Probe des weihnachtlichen Krippenspiels in der Stiftskirche - »Regisseur« Pfarrer Rottmann

Schildesche (sas). Noch sind alle entspannt, und die Probe geht mit Scherzen dahin. Aber spätestens kurz nach 15 Uhr am Heiligen Abend wird das Lampenfieber steigen. Dann nämlich versammeln sich die 13 Katechumenen und Konfirmanden der Stiftskirchengemeinde in der Sakristei, um sich umzuziehen. Und um 16 Uhr heißt es dann »Vorhang auf«: Dann werden die Mädchen und Jungen im Weihnachtsgottesdienst ein Krippenspiel aufführen.

»Wir proben seit Ende Oktober«, erzählt Pfarrer Hermann Rottmann, der den Text geschrieben hat (in Prosa und nicht in Reimform), der die Akteure auswählte, die Rollen besetzte und zugleich Regisseur ist. Einigermaßen textsicher sind seine Akteure schon. Und wenn es doch mal hakt, hilft Ramona Schlichting als Souffleuse auf die Sprünge.
Dass König Caspar einen Satz überspringt und damit die Mitspieler aus dem Konzept bringt, kann sie aber nicht verhindern - genauso wenig, wie den versehentlich Tritt auf den Fuß von Herodes' Diener. »Die Szene üben wir gleich noch mal«, verkündet Pfarrer Rottmann, der ansonsten aber mit der Leistung seiner Akteure zufrieden ist. »Ihr müsst noch langsamer und deutlicher sprechen«, mahnt er an.
König Herodes - gespielt von Sarina Schröter - bittet der Regisseur, zur Generalprobe am Freitag mit königlichen Insignien, vielleicht einer Krone, zu kommen. Und Engel Jessica Berkemann darf zwar bei dieser sonntäglichen Probe unter dem weißen Gewand eine Jeans tragen. Heiligabend aber muss es eine weiße Strumpfhose sein. Und damit die Maria, gespielt von der jüngsten in der Truppe, der Viertklässlerin Nina Ellermann, nicht stolpert, muss ihr Gewand noch gekürzt werden.
Acht Minuten wird die Aufführung während des Gottesdienstes dauern, 800 Gläubige werden sie in der vollen Kirche verfolgen und die frohe Botschaft hören: »Denn Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.« Und wie den Heiligen Drei Königen auf der Bühne vor dem Altar wird ihnen deutlich werden, dass das Reich dieses Königs ein anderes ist und er nicht durch Schwerter und Soldaten regieren wird.

Artikel vom 19.12.2005