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Susanne Osthoff: Nach 23 Tagen wieder frei.

Entführte
Deutsche
freigelassen

Susanne Osthoff in Sicherheit

Berlin (dpa). Die vor gut drei Wochen im Irak entführte Archäologin Susanne Osthoff ist frei. Nach Angaben von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist sie in guter körperlicher Verfassung und befindet sich seit gestern »in sicherer Obhut in der deutschen Botschaft in Bagdad«.
Die Entführer hätten angekündigt, auch den zusammen mit Osthoff verschleppten Fahrer Chalid al Schimani in Freiheit zu entlassen. Osthoffs Familie wurde am Abend informiert. Weitere Einzelheiten über Freilassung und Geiselnehmer nannte Steinmeier gestern noch nicht. Unklar blieb, ob Lösegeld gezahlt worden ist.
Im Irak sind in den vergangenen Wochen außer Osthoff mehrere andere Westeuropäer verschleppt worden. Die Entführer hatten vor drei Wochen in einer Videoaufzeichnung ein Ende der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Irak verlangt. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte wiederholt betont, Deutschland lasse sich nicht erpressen.
Die 43-Jährige aus Bayern war am 25. November als erste Deutsche nach dem Sturz des irakischen Präsidenten Saddam Hussein zusammen mit ihrem Fahrer von Unbekannten im Nordirak verschleppt worden. Sie hatte seit Jahren in der Krisenregion Hilfsleistungen organisiert. Bis vor einigen Jahren war Osthoff mit einem Iraker verheiratet. Aus dieser Ehe hat sie eine 12-jährige Tochter, die in Deutschland lebt. Die Entführer hatten in einer Videoaufzeichnung ein Ende der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Irak verlangt.
Der Bruder der Verschleppten, Robert Osthoff, sagte im Fernsehsender n-tv, er und die ganze Familie seien dankbar, dass Susanne wieder frei sei. »Meine Schwester hat ein starkes Herz. Sie wollte nie politisch aktiv sein (...) sie wollte nur helfen.« Das Magazin »Focus« und das ZDF hatten am Wochenende berichtet, Osthoff sei von ihren Entführern zunächst der Spionage für einen westlichen Geheimdienst verdächtigt worden. Die Kidnapper, angeblich eine militante islamische Splittergruppe namens »Armee der Mudschaheddin«, seien inzwischen aber überzeugt, keine Agentin in ihrer Gewalt zu haben.
Der Bürgermeister von Osthoffs früherer bayerischer Heimatgemeinde Glonn, Martin Esterl, sagte: »Das ist eine große Erleichterung für uns alle.« Er freue sich vor allem für die Familie und die Menschen, die sich die ganze Zeit über für die Archäologin eingesetzt hatten. Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland reagierte erfreut über das Ende der Geiselnahme. »Möge Gott unser Land, die deutsche Bevölkerung und die gesamte Welt vor ähnlichen verbrecherischen Handlungen in Zukunft bewahren«, sagte der Vorsitzende Nadeem Elyas.
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Artikel vom 19.12.2005