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Kielerin ist eine
»aus dem Pott«

Tana Schanzara wird am Montag 80

Bochum (dpa). »Ruhrpott-Duse« wird sie genannt oder »Perle vom Pott«. Solche Titel wird man nicht los, nur weil das Rentenalter erreicht ist. Tana Schanzara hat es gar nicht erst versucht: Sie gehört zum Schauspielhaus Bochum, beinahe wie der rote Teppich im Foyer. Am Montag wird sie 80 Jahre alt.

Ihren Geburtstag verbringt sie dort, wo sie seit knapp 50 Jahren Triumphe feiert: auf der Bühne. »Ein runder Geburtstag« heißt es taktvoll im Schauspielhaus. Denn die dienstälteste Schauspielerin, die bis auf den Gründungsintendanten Saladin Schmitt alle Theaterchefs erlebte, hat nur einen Wunsch: »Dass nie mehr diese Zahl irgendwo erscheint! Ich werde von nun an rückwärts zählen - sonst kann ich das nicht aushalten.« Sie fühle sich »wie 40 - höchstens«, sagt sie. Kein Wunder: Tana Schanzara probt und spielt noch immer nahezu täglich.
Demnächst wird sie sogar auf Einladung des ehemaligen Bochumer Intendanten Matthias Hartmann an dessen neuer Wirkungsstätte in Zürich auftreten. Solche Gastspiele machen ihr großen Spaß und brachten ihr 1990 sogar den Titel »Schauspielerin des Jahres« ein: Damals hatte Schanzara das Wiener Publikum am Burgtheater in einem Stück von Peter Turrini begeistert. Länger aus dem Ruhrgebiet weg zu gehen, kam für sie jedoch nie in Frage. »Hier bin ich gut aufgehoben. Ich liebe nun mal Bochum und das Ruhrgebiet. Ich bin eine aus dem Pott.«
Geboren in Kiel, wuchs die Tochter eines Opernsänger-Paares in Dortmund auf. »Ich wusste schon in der Schule, dass ich zur Bühne wollte«, erinnert sich Tana Schanzara. Nach einem Vorsprechen in den Kammerspielen Bonn wurde sie gleich engagiert. Es folgten Engagements in Mannheim, Oldenburg und Gelsenkirchen. Seit 1956 gehört Tana Schanzara zum Ensemble des Bochumer Hauses. In ihrer Garderobe, die in den fünf Jahrzehnten zu ihrem zweiten Wohnzimmer wurde, steht ein Bett. Dort übernachtet sie, wenn mal später wird.
Berühmt und gefeiert wurde sie für Solo-Liederabende wie »Tana in New York« und ihre komischen Rollen. Immer wieder überraschte sie ihr Publikum mit anderen Figuren, etwa 1996 als Seher Teiresias in der »Antigone«-Inszenierung von Leander Haußmann.
Das Publikum außerhalb des Ruhrgebiets kennt Tana Schanzara aus Fernseh- und Kinofilmen. So war sie in Hape Kerkelings »Willi und die Windsors« (1996) ebenso zu sehen wie in Helge Schneiders »Jazzclub« (2004) oder in der TV-Serie »Die Anrheiner«. An eine Zeit nach dem Theater denkt sie schon manchmal - allerdings nur mit Schrecken. »Da würde ich ja nur noch im Bett rumliegen und Rotwein trinken. Man muss eine Aufgabe haben, sonst verkommt man«, sagt sie.

Artikel vom 17.12.2005