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Innovative Konzepte gefragt

Wohn- und Pflegebedarf Älterer steigt

Bielefeld (uj). Eigentlich gehören Angelika Gemkow (CDU) und Günter Garbrecht (SPD) unterschiedlichen politischen Lagern an. Beim Thema »Situation und Zukunft der Pflege in NRW« treten indes beide für »eine Politik der Vernunft« ein. Sie als Vorsitzende, er als ihr Stellvertreter in der Enquétekommission, die in den vergangenen drei Jahren im Düsseldorfer Landtag getagt hat und nun ihren Abschlussbericht vorgelegt hat.

Bei den Herausforderungen, die angesichts des demografischen Wandels im Bereich Alter, Wohnen und Pflege entstehen, steht Bielefeld nach Aussage der beiden Experten gut da. Was innovative Wohnkonzepte für ältere und behinderte Menschen anbelangt, so stünde das ostwestfälische Oberzentrum mit seinen 30 Wohngruppen deutschlandweit an erster Stelle, unterstreicht Angelika Gemkow.
Wohnungsbaugesellschaften wie die BGW und die Freie Scholle hätten zudem früh reagiert und alten- und behindertengerechte Wohnungen gebaut. »Das muss weiter vorangetrieben werden«, fordert die CDU-Frau. Denn Fakt sei, dass 80 Prozent aller Menschen nicht in einem Altenheim, sondern lieber zu Hause leben wollten.
Um diesem Wunsch gerecht zu werden, sei es erforderlich, Netzwerke zwischen Ärzten, Apothekern und den Kirchengemeinden zu gründen sowie Werte wie die Nachbarschaftshilfe wieder zu aktivieren. Laut Berechnungen werde die Pflegebedürftigkeit in Bielfeld bis 2015 um 13,1 Prozent zunehmen. Die Einrichtung weiterer barrierefreier Wohnungen sei daher enorm wichtig, betont Gemkow.
Die Notwendigkeit zusätzlicher stationärer Pflegeplätze ist laut Aussage von Günter Garbrecht in Bielefeld nicht gegeben. Prognosen zufolge werden im Jahr 2015 rund 2950, im Jahr 2020 zirka 3065 Pflegeplätze benötigt. Derzeit sind gut 3000 Plätze in Pflegeeinrichtungen vorhanden. Trotz steigender Pflegezahlen sollen diese auch in zehn bis fünfzehn Jahren ausreichen, da künftig mehr Menschen in alternativen Wohnkonzepten betreut werden sollen. Derzeit sind in Bielefeld 30 stationäre Heimplätze frei. Das ist vorbildlich, unterstreicht Angelika Gemkow: »In anderen Gemeinden, in denen es keine altersgerechten Wohnungen gibt, müssen sich die Menschen in Wartelisten eintragen, um einen Pflegeplatz zu bekommen.« Garbrecht: »Wir sind spitze und wollen die Position halten.«

Artikel vom 17.12.2005