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Auch die Kanzlergans
bekommt neuen »Job«

Doretta soll in Zukunft Senioren in Berlin aufheitern

Lenzen (dpa). Auch Kanzlergans Doretta soll einen neuen »Job« bekommen. Während ihr einstiger Lebensretter, Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), zu einer deutsch-russischen Pipeline-Gesellschaft wechselt, ist Doretta für ein unumstritten soziales Projekt vorgesehen.

Nach dem Willen ihres Pflegers Horst Möhring, Geschäftsführer der Landschaftspflege GmbH im brandenburgischen Lenzen, soll sie bei einem Berliner Verein für Altenpflege eine neue Aufgabe finden. Die wohltuende Wirkung von Tieren auf einsame, alte Menschen ist bekannt.
Schröder weiß noch nichts von der neuen Herausforderung für »seine« Gans. Möhring muss ihn noch fragen, denn auch hier hat Schröder die Aufsicht. Im Jahr 2000 hatte der damalige Bundeskanzler die Gans - die eigentlich ein Ganter ist - begnadigt. Das Tier hatte in Hannover als Weihnachtsbraten auf den Tisch der Kanzlerfamilie kommen sollen. Das Veto von Schröders Stieftochter Klara rettete dem später Doretta genannten Federvieh das Leben. In jedem Januar erreichte den Betrieb bislang ein Verrechnungsscheck aus Hannover, der die Versorgung für weitere zwölf Monate sichert.
Möhring ist eher einsilbig, wenn es um sein prominentes Tier geht. Doch einen Satz sagt er ganz klar: »Ich will die Geschichte mit Anstand aus der Welt haben.« Das »mit Anstand« betont er dann noch einmal. Die Pflege sei nur für die Zeit der Kanzlerschaft vereinbart worden.
Den Berliner Verein kennt er ganz gut. Er habe dorthin bereits Junggänse geliefert. Der Verein hilft alten Menschen mit der Gesellschaft von Hunden, Katzen und Gänsen. In der Altenpflege würde die Gans - Möhring nennt sie eigentlich nie Doretta - einen sozialen Zweck erfüllen. Kulinarisch sei sie nicht mehr genießbar. Da kennt sich Möhring aus. Denn er mästet Gänse, damit sie später gegessen werden. An diesem Samstag gehen 800 seiner Tiere zum Schlachter - bis auf Doretta. Gänse haben übrigens eine natürliche Lebenserwartung von bis zu 15 Jahren.

Artikel vom 17.12.2005