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Osteopath fühlt
Funktionsstörung

Dr. Ferdinand Giesen setzt auf die Kombination von Schulmedizin und Naturheilverfahren. Foto: Grundmann

Drucktechniken aktivieren Selbstheilungskräfte

Von Ellen Grundmann
Bad Oeynhausen (WB). »Die Hände sind das wichtigste, was der Osteopath hat«, erklärt Dr. Ferdinand Giesen. Der Facharzt für Orthopädie muss es wissen, schließlich praktiziert er in seiner Praxis sowie im Zentrum für Komplementärmedizin, VITAVIS, in Bad Oeynhausen die Osteopathie.

Osteopathie ist eine sanfte, ganzheitliche Heilmethode, geeignet für Patienten mit reversiblen Beschwerden. Mit dieser Methode lässt sich zum Beispiel die Ursache für Rückenschmerzen aufspüren, bei Herzinfarkt oder Knochenbruch ist jedoch der Schulmediziner gefragt.
Mit den Händen ertastet der Osteopath die Strukturen des gesamten Körpers. »Bindegewebe, Muskeln und Organe kann man fühlen«, erklärt der 57-Jährige, der in Amerika den Abschluss »Doctor of Osteopathie« gemacht hat.
Wie am Beispiel des Pulsrhythmus' lassen sich auch am cranio-sacralen Rhythmus Funktionsstörungen erkennen. Eine weitere Ursache kann in der gestörten Eigenbewegung der Organe liegen. Hätten Sie gedacht, dass Ihre Niere am Tag 600 Meter zurücklegt? Der Osteopath spürt mögliche Störungen auf und versucht, mit verschiedenen Techniken die Blockade zu lösen. Durch sanften Druck und Zug an bestimmten Stellen werden Beweglichkeit und Durchblutung wieder hergestellt und so die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.
»Wir wollen dem Menschen das Schwimmen wieder beibringen und ihn nicht vor dem Ertrinken retten«, bringt Giesen sein Anliegen auf den Punkt. »Saluto genese« - die Entstehung von Gesundheit ist das Ziel.
Die Osteopathie hat einen ganzheitlichen Ansatz und behandelt nicht nur ein Symptom, sondern sucht die Wurzel des Übels in Körper und Seele. Dabei stößt der Osteopath auf Zusammenhänge, die einem Schulmediziner oftmals verborgen bleiben. »Osteopathie ist eine Ergänzung der Schulmedizin«, so Dr. Ferdinand Giesen. »Soviel Schulmedizin wie nötig sollte mit soviel Naturheilverfahren wie möglich verbunden werden«, lautet die Philosophie des Mediziners.
Die Osteopathie hat drei Standbeine: parietal, viszeral und cranio-sacral. Die parietale Osteopathie befasst sich mit dem Bewegungsapparat, die viszerale mit den inneren Organen. Der cranio-sacrale Ansatz bezieht sich auf den Rhythmus des Hirnwassers vom Schädel (Cranio) bis zum Kreuzbein (Sacrum). Diese Bewegung überträgt sich auf Schädelknochen, Faszien, Wirbelsäule und Kreuzbein. Verletzungen, Stress oder bereits die Geburt können Bewegungsblockierungen zurücklassen, die das körperliche und seelische Wohlbefinden beeinträchtigen. Lediglich einzurenken nützt dann nichts, wenn eine solche Störung des gesamten Körpers zugrunde liegt.
Apropos, Geburt: Osteopathie kann auch präventiv wirken. Neben den schulmedizinischen Standardtests könnte bei Neugeborenen auch überprüft werden, ob Störungen vorliegen. Das »KISS«-Syndrom (Kopfgelenk-Induzierte Symmetrie-Störung), eine Fehlhaltung im Bereich der Halswirbelsäule, und Sichelfüße könnten schnell diagnostiziert und behandelt werden, so Dr. Giesen.
»Entwickelt wurde die Osteopathie vor 150 Jahren in den USA von Dr. Andrew Taylor Still«, erläutert der Mediziner. Die Osteopathie spielt in den USA eine wichtige Rolle und wird dort an Universitäten gelehrt. »Ich arbeite eng mit dem Lehrstuhl für Komplementärmedizin der Uni Witten-Herdecke zusammen«, erklärt Dr. Giesen und sieht Bewegung in die Osteopathie kommen, da im Moment Bestrebungen im Gange sind, die Osteopathie als Heilberuf anzuerkennen. »Da wird sich in Deutschland noch vieles ändern«, hofft Dr. Giesen.
Im Rahmen der Bielefelder Gesundheitstage informiert Dr. Ferdinand Giesen am 28. und 29. Januar, 15 Uhr, in zwei Vorträgen rund um das Thema Komplementärmedizin, Ayurvedische Medizin, TCM und osteopathische Medizin - ein ganzheitliches Programm zur Prävention und Heilung.

Artikel vom 13.01.2006