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Erst Enthaltsamkeit bringt Genuss, ist Ernährungswissenschaftler Uwe Buschhorn überzeugt.Foto: Silvia Scheideler

Genussmenschen leben länger

Uwe Buschhorn: »Essen kann nicht nur krank, sondern auch gesund machen«

Von Silvia Scheideler
Delbrück (WB). Der Vorsatz, im neuen Jahr abzunehmen, ist erst 13 Tage alt. Einige haben bestimmt schon aufgegeben, andere kämpfen noch mit dem inneren »Schweinehund« und den restlichen Weihnachtsplätzchen im Schrank. »Genussmenschen leben länger«, beruhigt Diplom-Ernährungswissenschaftler Uwe Buschhorn aus Delbrück. Wobei diese Erkenntnis kein Freifahrtschein fürs Endlos-Essen sein soll, denn der Gesundheitsexperte definiert den Begriff »Genuss« anders als vielleicht die Mehrheit der Bevölkerung.

»Wer sich mit seiner Freundin zum besten Apfelkuchen der Stadt verabredet und sich schon Tage vorher darauf freut, der wird wahren Genuss empfinden«, erklärt er. Schließlich schmecke ja auch nicht jede Tasse Kaffee gleich, auch wenn sie aus derselben Maschine mit derselben Kaffeemischung stammt. Seiner Meinung nach leben Genuss-Menschen gesünder und bedachter als Nichtwissende. »Erst Enthaltsamkeit«, so Buschhorn, »bringt Genuss.«
In der Ernährung sieht Uwe Buschhorn ein großes Potenzial für ein längeres Leben: »Jeder weiß, dass ungesunde Ernährung krank machen kann. Da ist es doch logisch, dass eine ausgewogene Ernährung hilft, gesund zu werden und zu bleiben.« Denn 70 bis 80 Prozent aller Erkrankungen - jeder zweite Deutsche bekommt im Laufe seines Lebens einen Herzinfarkt - seien auf falsche Ernährung zurückzuführen.
Der Ernährungsberater erlebt in seiner Praxis in Delbrück immer wieder die Menschen mit dem 0,1-Prozent- Fett-Joghurt. »Fette haben einen viel zu schlechten Ruf, der muss aufpoliert werden«, so Buschhorn. »Die richtigen Fette machen gesund - und schlank«, sagt er und erwähnt die »guten« Omega-3-Fettsäuren, die besonders im qualitativ guten Rapsöl stecken und Gefäß erweiternd wirken. Frühere Untersuchungen hätten ergeben, dass Eskimos kaum Herzinfarkte erleiden, weil sie viel Wal- und Robbenfleisch essen, darin enthalten sind diese guten Omega-3-Fettsäuren.
Er warnt davor, alle Lebensmittel, die Fett enthalten, zu verteufeln und schwärmt dabei von »Nüssen mit tollem Fettsäuremuster« oder der »fettreichen Makrele aus der Dose«. Dies seien nicht die Fette, von denen man zunehme.
In Deutschland wird beim Einkaufen viel aufs Preisschild und zum Teil auch auf die Kalorienzahl geachtet. »Das ist in Italien und Spanien gar nicht denkbar«, weiß Uwe Buschhorn. »Dort leben Genuss-Menschen, die so wie wir nie einkaufen würden.« Dort werde nach Geschmack eingekauft und nicht nach Preis und Fettanteil.
Die Mentalität, mit einem teuren Auto zum billigen Lebensmittel-Discounter zu fahren und dann zum Golf-Club, findet Uwe Buschhorn erschreckend. »Lebensmittel haben keinen Wert mehr«, kritisiert er. »Deutsche kaufen im Schnitt die teuersten Küchen und die billigsten Lebensmittel.«
Der Experte ist sich sicher, dass es Gesundheit nicht ohne Aufwand gibt: »Die Esskultur verabschiedet sich. Essen wird zur ständigen Nebenbeschäftigung. Unser Körper bekommt gar nicht die Zeit, zu merken, dass er satt ist.« Uwe Buschhorn wünscht sich, dass wieder bewusst, gemeinsam am Tisch gegessen wird - und zwar keine Fertigprodukte. Uwe Buschhorn weiß, dass ein solcher Bewusstseinswandel Zeit braucht. »In der Praxis erlebe ich zwar auch den Wandel vom Saulus zum Paulus, aber meistens braucht eine Ernährungsumstellung mehr Zeit. Er möchte Menschen einen »roten Faden fürs Leben« geben. »Zu einer gesunden Ernährung gehören natürlich auch Ausnahmen«, betont er. Klar, dass Genuss-Menschen auch mal Schokolade essen dürfen.
Wer den »roten Faden« kennen lernen möchte, kann sich online die CD »Einfach essen mit optimierter Lebensmittelkombination« bestellen.
www.ernaehrungsberatung-
delbrueck.de

Artikel vom 13.01.2006