17.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Nostalgie pur mit Schuco & Co.

Jens Keppler verkauft historisches Spielzeug und weckt das Kind im Manne

Von Michael Schläger (Text) und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Frauen, aufgepasst! Suchen Sie noch ein ausgefallenes Weihnachtsgeschenk für Ihre Männer - hier könnten Sie fündig werden. Jens Keppler verkauft in seinem kleinen Geschäft in Schildesche altes Blechspielzeug, Dampfmaschinen, Modelleisenbahnen oder Schuco-Autos. Hier wird das Kind im Manne wieder geweckt.

Die alten Dampfmaschinen von Wilesco, der Märklin-Lokschuppen aus Metall oder der Jaguar E-Type als »Corgi Toys«-Modell. Wer heute zwischen 40 und 60 ist, kennt all das noch aus der eigenen Jungendzeit. Längst sind die Spielzeuge zu begehrten Sammlerobjekten geworden.
Jens Keppler gehört selbst dieser Generation an. Früher verkaufte er nachgemachte Blechspielzeuge auf Weihnachtsmärkten und entdeckte ganz allmählich die Liebe zu den Originalen. Im Laufe der Zeit hat er sich zu einem wahren Experten gemausert, geht heute in ganz Europa auf Einkaufstour, um Nachschub für seinen Laden zu bekommen.
Das Geschäft selbst ist eigentlich schon ein Museum, ein alter Krämerladen am Asbrock mit Regalen und Schubläden aus massivem Holz. »Frischer Fisch wurde hier früher auch verkauft«, erzählt Keppler und zeigt auf die alten noch vorhandenen Becken.
Heute wird von hier aus die Ware in die ganze Welt verschickt. Sogar in Tokio oder im Iran gibt es Interessenten für historisches Spielzeug aus Bielefeld. Das Internet macht solche Verbindungen möglich. »Ein japanischer Geschäftsmann, der in Düsseldorf zu tun hatte, hat sich sogar einen Tag freigenommen, um in mein Geschäft zu kommen«, erzählt Keppler. Dessen Sammelgebiete: Deutsche Spielzeugautos der 50-er Jahre.
Auch da kann der Händler einiges anbieten. Von »Schuco« über »Siku« bis zum »Wiking«-Modell im HO-Maßstab. Der Markt sei immer wieder auch aktuellen Trends unterworfen. Waren etwa »Matchbox«-Autos aus Großbritannien früher heiß begehrt, mussten Sammler für sie inzwischen einen gewaltigen Preisverfall hinnehmen. Dafür stehen »Corgy« und »Dinky« inzwischen hoch im Kurs.
Auch ganz große Schätzchen gibt es im Sortiment wie eine Spur-I-Lokomotive aus dem Jahr 1898. »Die war in einer abgeschlossenen Holzkiste auf einem Dachboden verborgen«, sagt Keppler und zeigt auch die Zeitung, in die das Modell eingewickelt war. Die stammt ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert.
»90 Prozent meiner Kunden sind Männer«, berichtet Keppler. Professionelle Sammler sind darunter oder auch nur Nostalgiker. Und so langsam wird die Kundschaft jünger. Die »Generation Playmobil« kommt ins Geschäft. Denn die ersten der putzigen Plastikfiguren haben inzwischen ebenfalls bereits Sammlerstatus.

Artikel vom 17.12.2005