31.12.2005
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mondäne Vergangenheit
Neben dem beschaulich-eleganten Lovran ist es vor allen Dingen das Seebad Opatija, dass an seine mondäne Vergangenheit anknüpfen will. Ivo Robic sang einst im Kvarner Grandhotel »Strangers In The Night« auf kroatisch, heute kommt seine Stimme im Hotel Millenj immerhin noch vom Band - beim Frühstück mit Blick auf die einstmals österreichische Riviera wird Kaviar serviert, aber auch ein opulentes Kuchenbüffet vermag Naschkatzen bereits am Morgen zu erfreuen.
Natürlich sind die Leinentischdecken frisch gestärkt, stehen frische Blumen auf dem Tisch und wird stilvoll ein Glas Sekt serviert. Opatija war Österreichs Antwort auf San Remo und Nizza und hatte seine Glanzzeit vor dem Ersten Weltkrieg, als Majestäten, Dichter und Komponisten sich dort die Türklinken in die Hand gaben. Es ging geradezu dekadent zu: Für die hochherrschaftlichen Gäste wurden Torten per Zug aus dem Wiener Hotel Sacher und dem Budapester Café Gerbeaud herangeschafft.
Mit steilen Bergen im Rücken und auf der Meerseite durch vorgelagerte Inseln geschützt, ist es in Opatija und Lovran stets ein paar Grad wärmer als in der Umgebung, so dass es im Winter praktisch nie schneit. Weil man dann aber trotzdem auf das Baden im Mittelmeer verzichten muss, floss Meerwasser früher aus den Wasserhähnen der Hotels, die außerdem über große Wintergärten verfügten. 62 Ärzte kümmerten sich in zwölf Sanatorien um das Wohlergehen ihrer Gäste.
Die Nachbarn vom »Stiefel« wussten damals genau, was sie taten, als sie Opatija und Umgebung die notwenigen Gelder für Investitionen vorenthielten - so förderten sie ihre eigenen traditionellen Seebäder. Das große Plus der beiden Orte ist heute ihre schöne Promenade, die sich kilometerweit am Ufer des Mittelmeeres entlang zieht und zum ruhigen Bummeln einlädt. Zur Seeseite, das besagten die Bauvorschriften, musste die Prunkfassade ausgerichtet sein und ein Garten angelegt werden. Das Ufer indes durfte nie vereinnahmt werden, sondern musste immer der Öffentlichkeit zugänglich bleiben.
Während Opatija von Hotels geprägt war und heute auch mit schönen Geschäften glänzt, war Lovran immer Standort herrschaftlicher Villen. Vojko Brubnjak: »Wir wollen, dass diese nun zügig renoviert und in schöne Boutiquehotels verwandelt werden, damit sich auch bei uns Gäste wohlfühlen können.« Die beiden schönsten Anwesen haben sich jedoch bereits russische Milliardäre gesichert. Was Brubnjak vorschwebt, sind Domizile wie die Villa Astra des Unternehmers Vjeko Martinko, der dieses kleine, aber feine Fünf-Sterne-Hotel in naher Zukunft mit dem Erwerb des Nachbarhauses vergrößern und damit auf eine sichere wirtschaftliche Basis stellen will. Momentan kann er nämlich nur sechs Zimmer vermieten. Schroffe Schluchten, steile Karstkegel, der Blick zu den vorgelagerten Inseln, seltene Greifvögel und Orchideen, Fossilien und archäologische Fundstätten bieten Wanderern vielfältige Erlebnisse. Wem das nicht genug ist, der kann auch Mountainbiken, sich mit dem Paraglider in die Lüfte schwingen, klettern, reiten oder Höhlen erkunden.
Artikel vom 31.12.2005