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»Jedes Spiel könnte
mein letztes sein«

Arminia: Detlev Dammeier und der Abschied auf Raten

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Die Entscheidung ist lange gereift und längst gefallen: Nach dieser Saison ist die aktive Karriere des Arminia-Profis Detlev Dammeier zu Ende - nach 20 Jahren. »Es gibt kein Zurück. Das steht fest«, betont der Fußballer, der im deutschen Profigeschäft die meisten Einsätze aller zurzeit aktiven Spieler vorzuweisen hat.

Wenn der Bundesligist Arminia Bielefeld um 15.30 Uhr in der ausverkauften SchücoArena den 1. FC Köln zum letzten Hinrundenspiel erwartet, ist Dammeier zum 523. Mal in einer der beiden deutschen Top-Ligen im Einsatz. So oft war kein anderer aktueller Profi am Ball, weder Oliver Kahn (483 Spiele), der Erstligaspitzenreiter, noch Willi Landgraf (501 Einsätze), die Zweitligalegende.
Weil der Bielefelder aber mit seinen vier Klubs (Hannover 96, Hamburger SV, VfL Wolfsburg und Arminia) häufiger zwischen den Ligen pendelte, kommt er bei fast ebenso vielen Einsätzen in der höchsten (246) wie in der zweithöchsten deutschen Spielklasse (276) »nur« in der Summe (522) auf einen Spitzenwert. So etwas wird bundesweit nur am Rande wahrgenommen -Êauch weil der DSC-Profi einer der stillen Stars ist, einer ohne Macken, ohne Nationalmannschaftsruhm, und einer, dessen Name sich auch nicht für Fangesänge anbietet.
Für seine Klubs aber war Dammeier höchst wertvoll: immer loyal, stets ehrgeizig und nie lustlos. Ein ausdauerstarker Musterprofi, der für Arminia gegen Köln zum 168. Mal (ohne Pokal) im linken Mittelfeld aufläuft.
Doch der Gedanke ans Aufhören beschäftigt Detlev Dammeier seit einiger Zeit. »Eigentlich sehe ich seit zwei, drei Jahren alle Einsätze als eine Art Geschenk. Ich weiß genau, das jedes Spiel mein letztes sein könnte. Das ist auch an diesem Samstag nicht anders.« Tatsächlich könnte es so kommen. Schließlich kehren mit Rüdiger Kauf, Massimilian Porcello und Radim Kucera gleich drei bislang verletzte Mittelfeldkräfte zur Rückrunde ins Team zurück.
Dennoch ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass die Erfahrung, das Stellungsspiel und die ordnende Kraft des Routiniers, zu dessen Stärken nie der Kopfball und der Sprint zählten, im zweiten Saisonabschnitt überhaupt nicht mehr benötigt werden. Vielleicht helfen Sätze wie diese dem Profi aber auch, den Wechsel in die dritte Reihe zu bewältigen. Leicht fällt Dammeier der endgültige Abschied nämlich immer noch nicht. Aber er will realistisch bleiben, so wie er es immer war: »Ich versuche mir nichts vorzumachen, aber auch, nicht alles negativ zu sehen.« Das ist und bleibt sein Motto.
Wie es weitergeht zwischen Verein und Spieler, ist bereits abgesprochen. Zwar fehlt bislang das letzte Autogramm, »aber ich unterschreibe noch vor Weihnachten«, sagt der 37-Jährige, der vom kommenden Sommer an als Koordinator im Jugend- und Amateurbereich tätig sein wird. Dammeier gilt dank seiner Erfahrung als Idealbesetzung für diesen - in Bielefeld -Êneuen Posten.
Doch vorher will er Arminia zum Klassenerhalt verhelfen. Ein Sieg gegen den 1. FC Köln wäre ein wichtiges Signal auf diesem Weg. »Wir haben, insbesondere wenn man an unsere vielen Verletzten denkt, eine tolle Hinrunde gespielt. Wenn wir Köln schlagen und mit 20 Punkten herausgehen, wäre es eine sehr gute Bilanz. Bei 17 Zählern wäre das Polster nicht ganz so dick. Das wäre schade für den Aufwand, den wir betrieben haben.« Egal also, wie die mit Spannung erwartete Duell ausgeht, für Dammeier überwiegt in seiner letzten Saison das Positive. Und deshalb stellt er den Klassenerhalt schon jetzt nicht mehr in Frage. »Keine Frage, wir packen das«, sagt. Davon sei er überzeugt. Es wäre ja auch noch schöner, wenn ein Abstieg ihm den Abschied vermiesen und das -Ê bislang noch nicht geplante - Abschiedsspiel überschatten würde.
Lesen Sie auch den Bericht über Köln-Profi Roland Benschneider auf der Sportseite 2.

Artikel vom 17.12.2005