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Der Bedarf an Blut steigt, aber Spender bleiben aus

DRK warnt: Reserven werden zunehmend knapper

Bielefeld (uj). Aus heiterem Himmel wurde Brigitte Hirschmann krank. »Ich fühlte mich schon länger nicht so gut und dann bekam ich überall diese blauen Flecken«, erzählt die 52-Jährige. Die Diagnose »Aplastische Anämie« (Blutarmut) im August dieses Jahres war ein Schock. »Ohne das Blut von Spendern wäre die Krankheit tödlich«, unterstreicht ihr behandelnder Arzt, Professor Dr. Hans-Josef Weh, Chefarzt für Onkologie am St. Franziskus-Hospital.

Doch die Blutreserven werden knapp. »Früher kam es nur im Sommer zu Engpässen, heute kommt das immer wieder mal vor«, sagt Dr. Elke Otting, Oberärztin für Anästhesie. Operationen, bei denen Blutkonserven gebraucht werden, müssten verschoben werden, so die Anästhesistin. Lediglich Notfälle würden dann noch behandelt.
Auch Brigitte Hirschmann ist so ein Notfall. »Ihr Knochenmark hat die Produktion von Blutkomponenten komplett eingestellt«, erklärt Professor Weh. Zweimal pro Woche erhält die Patientin daher eine Thrombozyten-Transfusion zur Blutgerinnung, manchmal zusätzlich noch Anteile von roten Blutkörperchen. »Eine Stunde später geht es mit besser, dann hören auch die Blutungen in Mund und Nase auf«, erzählt sie.
Die seltene Krankheit - jährlich erkranken 300 Menschen neu - ist laut Aussage von Professor Weh zwar heilbar, doch das Verfahren ist kompliziert und langwierig. Bis dahin ist Brigitte Hirschmann auf Spenderblut angewiesen. »Indes, die Blutspendezahlen sind in Bielefeld in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen«, macht Claudia Müller, Pressesprecherin des Deutschen Roten Kreuzes West, auf das Problem aufmerksam.
Kamen in 2003 noch 4 727 Menschen zu den Blutspendeterminen des DRK, so waren es 2004 noch 4383 und 2005 (Stand: 13. Dezember) nur noch 3794. »Auf der anderen Seite brauchen wir immer mehr Blut, da wir mehr Operationen durchführen und die Menschen immer älter werden«, sagt Dr. Georg Rüter, Geschäftsführer des Franziskus-Hospitals. Generell steigt der Blutbedarf im Jahr um zwei Prozent. Allein das Franziskus-Hospital hatte im vergangenen Jahr einen Verbrauch von 6200 Blutkonserven à 250 Millilitern.
Blut spenden darf, wer zwischen 18 und 68 Jahren alt ist und sich gesund fühlt. Gehen vornehmlich ältere Menschen zur Blutspende, gibt es bei den jüngeren noch ein unausgeschöpftes Potenzial. »Wir werden versuchen, diese Zielgruppe über Inhalte und Emotionen anzusprechen und ihnen verdeutlichen, worum es geht«, sagt Claudia Müller.
Das landläufig weit verbreitete Vorurteil, man könne sich beim Blutspenden mit HIV infizieren, ist nichts weiter als ein Ammenmärchen. »Das Risiko ist kleiner als eins zu 16 Millionen«, betont Dr. Elke Otting.
Die nächsten Blutspendetermine sind am Mittwoch, 21. Dezember, von 16 bis 19.30 Uhr in der Grundschule Brake, Am Bohnenkamp 15. Am Dienstag, 27. Dezember, von 15.30 bis 19.30 Uhr im DRK-Zentrum Heepen, Rüggesiek 21 sowie am Donnerstag, 5. Januar, von 16 bis 19.30 Uhr im St. Bonifatius Pfarrheim in Stieghorst, Stieghorster Straße 31. Mitzubringen ist jeweils der Personalausweis.

Artikel vom 16.12.2005