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Oma verlässt
das Forsthaus

Bruni Löbel mit 85 »putzmunter«

Von Hilmar Bahr
ZDF, 15.15 Uhr: Der Abschied fiel ihr nicht schwer: Nach ungezählten Folgen der Serie »Forsthaus Falkenau« wird Bruni Löbel im kommenden Herbst ein letztes Mal als Oma Herta über den Bildschirm flimmern.
Bruni Löbel als Frau Rabe in der Serie »Ich heirate eine Familie« mit Peter Weck.Foto: ZDF
Aufstieg mit Theater und Film: Bruni Löbel.Foto: dpa

Heute indes läuft die letzte Folge der Staffel, eine Widerholung. Von nächster Woche an ist sie als Frau Rabe in der Serie »Ich heirate eine Familie« zu sehen. »Mit dem neuen Förster (Hardy Krüger jr.) verbindet mich nichts«, sagt Bruni Löbel, die am kommenden Dienstag ihren 85. Geburtstag feiert. »Er bringt seine eigene Familie mit.«
Außerdem sei die Rolle im TV-Forsthaus immer dünner geworden. »Am Anfang war ich der Mittelpunkt. Ich habe die Kinder huckepack getragen und ins Bett gebracht. Aber jetzt sind sie alle erwachsen geworden. Und nur Petersilienbeilage zu sein, lag mir noch nie«, meint die putzmuntere Darstellerin, die schon als 15-Jährige in Molières »Der eingebildete Kranke« in ihrer Heimatstadt Chemnitz auf der Bühne stand. »Ich bin froh, dass die Serie für mich zu Ende ist«.
Nach ersten Kinder- und Backfischrollen ging es mit Bruni Löbels Schauspielkarriere steil bergauf, als sie 1939 in der Ufa-Verfilmung von Dostals »Heimatland« ihre erste Filmrolle bekam. Im selben Jahr debütierte sie bei den Marburger Festspielen als Hermia in Shakespeares »Sommernachtstraum« neben den damals noch unbekannten späteren Schauspielgrößen Martin Held und Gert Fröbe. Im Film spielte sie fortan als »muntere Naive« zahlreiche Hauptrollen, auch wenn ihre eigentliche Liebe immer dem Theater gehörte. Einen großen Bühnenerfolg erzielte sie zusammen mit Heinz Rühmann in Avery Hopwoods »Der Mustergatte«.
Ihren wirklichen Durchbruch sah sie rückblickend in dem Film »Wenn die Sonne wieder scheint« (1943), für den sie mit Boleslav Barlog und Maria Koppenhöfer zusammenarbeitete. Nach dem Krieg ging Löbel zunächst zusammen mit Schauspielerin Margot Hielscher auf Tournee, bevor sie über die Stationen Berlin, Düsseldorf und Hamburg 1958 nach München kam. Besonders gern und mit großem Erfolg stand sie dort in der »Kleinen Komödie« auf der Bühne.
Ihre Partner lesen sich wie das deutsche Schauspiel-»Who-is-Who« der Wirtschaftswunderjahre: Außer Gert Fröbe, Heinz Rühmann und Martin Held stand von Curd Jürgens bis Hardy Krüger fast jeder bekannte Darsteller an ihrer Seite. Aber auch Hollywood-Stars wie Joseph Cotton, Robert Cunningham oder Montgomery Clift zählte sie zu ihren Partnern.

Artikel vom 16.12.2005