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Wohnungsbau
bröckelt ab

Eigenheimzulage entfällt endgültig

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Seit gestern ist es endgültig: Die seit Jahren umstrittene Eigenheimzulage wird zum 1. Januar 2006 gestrichen. Vergeblich hatte die Bauwirtschaft gewarnt, der Wegfall der Subvention werde zu einem Rückgang der Bautätigkeit und damit zu weniger Arbeitsplätzen führen.

Betroffen sind auch Dutzende Unternehmen der Branche aus OWL. »Damit hat die Politik einen Wirtschaftszweig getroffen, der eine schwache Lobby hat«, kommentierte Matthias Krieter vom gleichnamigen Baugeschäft (30 Mitarbeiter) in Bielefeld gestern den Beschluss des Bundestages.
Krieter glaubt, dass künftig zehn bis 15 Prozent weniger Einfamilien- oder Doppelhäuser gebaut werden. Von dem Wegfall der Eigenheimzulage (1250 Euro plus 800 Euro je Kind acht Jahre lang) seien vor allem die Schwellenhaushalte betroffen, also jene Haushalte, deren Finanzierung ohnehin »auf Kante genäht« sei, sagt Krieter. Das Bauunternehmen selbst könne den Wegfall der Zulage verkraften. »Wir sind inzwischen auch im Gewerbebau tätig.«
Wer bis zum Jahresende einen Bauauftrag stellt oder einen Kaufvertrag für eine selbst genutzte Immobilie abschließt, erhält die Zulage noch. Darauf weist der Paderborner Bauunternehmer Norbert Kleinschlömer (20 Beschäftigte) hin. Aber auch er glaubt, dass die Wohnungsbautätigkeit zurück gehen wird. »Wer ein Haus bauen möchte, kriegt das auch ohne Zulage hin«, glaubt Bauunternehmerin Marianne Dreker aus Salzkotten (25 Mitarbeiter). Wie sich das Geschäft 2006 entwickelt, darüber herrsche Unsicherheit, sagt sie.
Zuversichtlicher gibt sich da mit dem Mindener Fertighaushersteller Kampa ein Großer der Branche. »Wir sind breit aufgestellt und bieten vom Ausbauhaus bis zur Villa für eine Millionne Euro und mehr alles an«, sagt Vorstandsvorsitzender Dr. Bernd F. Pelz. Gleichwohl hält er die Abschaffung der Eigenheimzulage für einen volkswirtschaftlichen Fehler. Dass viele Bauwillige die Zulage noch »mitnehmen« wollen, zeigt die Zahl der Auftragseingänge bei Kampa. Sie lag im November und Dezember 30 Prozent höher als sonst üblich.
Unterdessen beobachten die Landesbausparkassen (LBS), dass der Wohnungsbau in Deutschland auf einen neuen Tiefpunkt zusteuert. Bei der Zahl der Baugenehmigungen zeichne sich für dieses Jahr ein Rückgang von nochmals elf Prozent auf 238000 ab.

Artikel vom 16.12.2005