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Überzeugen mit nackten Argumenten

16 mutige Gadderbaumerinnen spielen »Kalender Girls«: »Man sieht doch gar nix!«

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Wir haben etwas gesucht, das Geld einbringt, Öffentlichkeit schafft und den politischen Druck erhöht.« Was Vera Höxter so pragmatisch schildert erfüllt alle Anforderungen: Um das Gadderbaumer Freibad zu retten, ließen 16 Gadderbaumerinnen (fast) alle Hüllen fallen - als »Kalender Girls«.

Wie in dem britischen Erfolgsfilm von 2003 mit Helen Mirren und Julie Walters ist aus der Idee ein echter Kalender entstanden: Den gibt es von morgen, Samstag, an im Marktkauf Friedrich-List-Straße, in der Universitätsbuchhandlung Thalia, der Buchhandlung Klack und in der Egge-Apotheke zu kaufen. Er kostet 15 Euro - 12 Euro davon fließen an den Förderverein des Freibades Gadderbaum.
Claudia Wolfertz hatte die Idee, zu Gunsten des Freibades zu posieren. Nackt. Im Freibad. Die erste Reaktion: »Super-Idee!« Die Fotografin Hermine Oberück erklärte sich bereit, die Bilder zu machen. »Eine Frau sollte es schon sein,« sagt Hannelore Pfaff, »Kalender Girl« und Gadderbaums Bezirksvorsteherin. Und weil der Kalender »unbedingt noch vor Weihnachten fertig sein sollte«, musste der Fototermin im November stattfinden: bei null Grad. Die Damen erinnern sich: »Hermine Oberück hatte immer Bedenken wegen der Gänsehaut, aber man sieht nirgendwo, dass wir gefroren haben.« Die Requisiten für die Fotos brachten sich die Akteurinnen mit: vom Fächer bis zur Federboa, vom Gummischwimmtier bis zur Badenixe aus Plastik. Spindtüren mussten das verdecken, was die mutigen Gadderbaumerinnen nicht aller Augen preisgeben wollen. Oder auch ein Werbeschild für Eis. Alle sind einer Meinung: »Als wir die Bilder gesehen haben, waren wir begeistert.« Schließlich: »Man sieht doch nix!« Die Kommentare von Verwandten und Bekannten seien durchweg positiv gewesen. Die 73-jährige Mutter einer der Damen: »Das ist klasse.«
Die Gadderbaumerinnen, die auf ihre Art für die Zukunft ihres Freibades kämpfen, sind alle über 30, die meisten berufstätig und, so Elisabeth Bangel, »im Stadtteil leidlich bekannt«. Alle freuen sich über die Unterstützung, die den Kalender möglich gemacht hat: von Oliver von Gross und Matthias Windolph von der Werbeagentur »Hot Sushi«, von »druckreif«, von »ProWerk«.
Weil der Kalender erst heute, Freitag, geliefert wird, legen die Damen eine Nachtschicht ein. Hannelore Pfaff: »Alle, die einen Kalender vorbestellt haben, immerhin 300, bekommen ihn mit der Signatur aller Fotomodelle.« (Bestelladresse: hannelorepfaff@gmx.de).
Werden alle 3000 Kalender verkauft, sei »das Wassergeld für das Freibad für die neue Saison schon fast drin.« Und, ähnlich wie im Film-Vorbild, könnte man sich eine Fortsetzung vorstellen: Für einen Kalender 2007 müssten sich dann allerdings die Gadderbaumer »ohne alles« fotografieren lassen. Anregung der Damenriege: »Die Männer könnten schon anfangen, ihre Körper in Form zu bringen.«

Artikel vom 16.12.2005