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Kritisiert katholische Kirche: Eugen Drewermann.

Drewermann verlässt
die katholische Kirche

»Geschenk der Freiheit« am 65. Geburtstag

Köln/Paderborn (WB). Der Kirchenkritiker Eugen Drewermann ist nach langjährigem Streit aus der katholischen Kirche ausgetreten. Er habe sich damit an seinem 65. Geburtstag - am 20. Juni 2005 - »ein Geschenk der Freiheit an mich selber« gemacht.
Das sagte der Theologe und suspendierte Priester am Dienstagabend in der ARD-Sendung »Menschen bei Maischberger«. Im Streit um Drewermanns umstrittene Ansichten über die römische Amtskirche war ihm im Oktober 1991 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen worden.
Anfang 1992 verhängte der damalige Paderborner Erzbischof Joachim Degenhardt ein Predigtverbot gegen Drewermann, auch die Ausübung des Priesteramtes wurde ihm untersagt.
Der 65-Jährige sagte in der ARD-Sendung: »Ich habe geglaubt, ich könnte in der katholischen Kirche Interpretationsbrücken schaffen, von der Botschaft Jesu zu der Not der Menschen hin. Daran leide ich nach wie vor, dass die katholische Kirche dies im Grunde verweigert.« Der Papst-Kritiker wirft der Kirche vor, die Botschaft Gottes zerredet und ihrer Gefühls- und Symbolkraft beraubt zu haben.
In zahlreichen Büchern habe er dargelegt, dass es nicht auf die Konfession ankomme, »sondern was für ein Mensch man ist«, sagte Drewermann. Zugleich betonte er, sein Schritt bedeute keinesfalls ein Abwenden vom Glauben.
Der Psychotherapeut und erfolgreiche Buchautor, der auch das Zölibat als schädlich für die Priester angeprangert hat, hielt bis zum Verbot Vorlesungen über Religionsgeschichte und Dogmatik an der katholischen theologischen Fakultät in Paderborn.
Die katholische Reformbewegung »Wir sind Kirche« bezeichnete Drewermanns Schritt als Verlust.

Artikel vom 15.12.2005