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Fink mausert sich langsam zum Star

Vertragspoker: Eintracht Frankfurt und VfB Stuttgart bieten mit

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Fernsehsender Premiere stattet nach jeder Bundesligapartie den »Spieler des Spiels« mit einer kleinen Belohnung aus. Michael Fink wurde für seine Leistung gegen Köln das Computerspiel »FIFA 2006« in die Hand gedrückt. Gut möglich, dass der Armine nächste Saison wirklich international Fußball spielt.
Feucht-fröhlich: Michael Fink nach dem Jubel-»Diver« im Anschluss an sein Tor zum 2:1. Foto: Stefan Hörttrich

VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt haben ihre Fühler nach Fink ausgestreckt. Ende der Saison läuft sein Vertrag aus. Er sagt: »Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in Bielefeld bliebe, ist kleiner geworden. Ist ja klar, vorher gab's noch keine Angebote von anderen Klubs.« Die sind inzwischen bei Karl-Heinz Förster eingetroffen und ermöglichen dem Berater, Fink selbst sowie die den Spieler betreuende Agentur »rogon« eine komfortable Position im Poker um einen besser dotierten Vertrag.
Arminia Bielefeld schmeckt das gar nicht. Doch nicht zum ersten Mal muss sich der Verein den Vorwurf machen, zu spät an einen Verhandlungspartner herangetreten zu sein. Denn dass Fink im defensiven Mittelfeld auf der Position des verletzten Rüdiger Kauf mehr ist als nur ein Notnagel, war schon früh in der Saison klar.
Klar ist auch, dass ein 23-Jähriger das Gefühl, »dass sich plötzlich mehrere Vereine um mich streiten«, genießt. Nach jetzigem Tabellen-Stand der Dinge ist von denen zumindest der VfB auf gutem Weg, erneut einen internationalen Wettbewerb zu erreichen.
Vor eineinhalb Jahren war Fink (»Es gibt zurzeit Nächte, in denen ich nicht so gut schlafe«) von den VfB-Amateuren zum DSC gekommen und hatte schon bei seiner Vorstellung in Bielefeld ehrlich gesagt, dass eine Rückkehr nie auszuschließen sei. Aber auch in Frankfurt würde der Waiblinger erheblich mehr verdienen als in Bielefeld. »Geld ist das eine, das Sportliche das andere«, formuliert Fink, der nach der Winterpause seine Entscheidung bekannt gibt.
Es hat den Anschein, als sei Arminia im Kampf um Fink auf den dritten Platz zurückgefallen. Hoffentlich nur vorläufig. Aber das lange Gesicht, das Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig nach der Verhandlung mit Berater Förster am Freitag in Frankfurt machte, verheißt nichts Gutes. »Es gibt mehr als die vom Spieler angekündigten Kleinigkeiten zu klären«, ärgert sich Saftig. Dem großen Einfluss, den Berater heute auf Spieler haben, zum Trotz, hat Fink das letzte Wort. Er sagt: »Wenn das anders wäre, wäre mein Berater nächste Woche nicht mehr mein Berater.« Mehr als eine starke Halbserie hat der Jungprofi noch nicht vorzuweisen. Wirklich gut beraten wäre er darum, bei Arminia zu bleiben. Wenigen Positivbeispielen (Owomoyela) stehen zu viele Negativbeispiele (Lense, Buckley, Langkamp) gegenüber, denen der voreiligen Verlockung des Geldes nachzugeben nichts eingebracht hat als einen Karriereknick.

Artikel vom 19.12.2005