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Volltreffer im Schneegestöber: David Kobylik.

Arminias David
wird zum Goliath

Kobylik: Bestleistung und erstes Tor

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Erst als es endlich vollbracht war, gingen die Arminen in die Knie. Freiwillig hätten Mathias Hain, Bernd Korzynietz und David Kobylik das am Samstag gegen den 1. FC Köln nie getan. Doch als die Punkte unter Dach und Fach waren, sanken die Fußballprofis aus Bielefeld Arm in Arm auf den morastigen Bundesligarasen. Drei Mann, drei Punkte: ein Bild für die Götter.Ê

Wie lange sie dort im Schlamm knieten, wussten sie hinterher gar nicht genau. Doch es war weitaus mehr als eine ganz normale Freudengeste, diese matschige Umarmung dreier Spieler, die bis vor wenigen Monaten wahrscheinlich noch nicht einmal voneinander wussten.
Dieser Kniefall war eine Bilanz ohne Worte, in der so vieles steckte, was die Arminen in den vergangenen Wochen durchlebt hatte: Erschöpfung, weil sie wieder an ihre Grenzen gegangen waren. Erleichterung, weil der verdiente Erfolg bis zuletzt in Gefahr war. Stolz, weil sich richtig etwas abgespielt hatte in dieser Hinrunde, in der die Bielefelder so viel Verletzte hatten wie nie in der jüngeren Vereinsgeschichte.
Auf den Knien wurde deutlich: Hier steht eine Mannschaft, die ein großes Ziel hat und deshalb zusammenhält. Das bewiesen die Arminen kurz danach, als auch die drei müden Helden wieder ihren Füßen trauten, alle anderen hinzugekommen waren und im großen Kreis der erfolgreichen Hinrundenabschluss betanzt wurde.
Einem stand die Freude dabei ins Gesicht geschrieben: David Kobylik, der 24 Jahre alte Tscheche, hatte mit seinem ersten Treffer für den DSC Arminia die »Wende in sechs Minuten« ermöglichst. Eher zufällig war der Ball in der für die Kölner folgenreichen 53. Minute zu ihm an die linke Strafraumseite gelangt.
Doch was der Tscheche dann anstellte, war die ganz hohe Schule des Fußball. Aus dem Fußgelenk zirkelte der Linksaußen mit rechts die Kugel im hohen Bogen in das lange Eck -Êüber die gesamte Kölner Abwehr und den zu weit vor dem Tor postierten Keeper Andreas Wessels.
Drei Minuten später war Kobylik auch am zweiten Bielefelder Treffer maßgeblich beteiligt. Wieder lief die Vorarbeit über links, dieses Mal aber nahm er Markus Schuler »mit«. »Ein Tor, ein halbe Vorlage. Ich freue mich sehr über diese Ausbeute, vor allem, weil mein Bruder Petr heute erstmals hier im Stadion war. Ich glaube, es war mein bestes Spiel für Arminia«, sagte der Tscheche, der verletzungsbedingt sein Können bislang nur sporadisch andeuten konnte.
Trainer Thomas von Heesen glaubt, dass sich dieses ändern wird: »David ist ein Klassejunge. Jetzt werden wir in den nächsten zwei Monaten noch an der Athletik und der Koordination arbeiten. Und dann erleben wir von ihm vielleicht noch ein paar Spiele wie heute.« In diesem David schlummert also das Potenzial eines Arminia-Goliaths.
Auch Kobylik ist überzeugt, dass es nun kontinuierlich voran geht: »Ich denke, die Integration ist geschafft. Ich bin jetzt in der Mannschaft.« In einem Team, auf das er schon jetzt ziemlich stolz: »Wir haben 20 Punkte, das sieht in der Tabelle gut aus. Wenn wir nach dieser Hinrunde nicht in der Liga bleiben, dann ist das unser eigener großer Fehler.« Wie er es sagte, ließ David Kobylik keinen Zweifel daran, dass man so viel aber eigentlich gar nicht mehr falsch machen könne. Nicht in dieser Mannschaft.

Artikel vom 19.12.2005