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Einsparungen zu Lasten der Schwachen


Zu den Sparmaßnahmen der Landesregierung und den Plänen, in Bielefeld mehrere Kindergärten zu schließen, ging diese Zuschrift ein:

Als Eltern,die ihre Kinder in der Kindertagesstätte Haus Pusteblume der evangelischen Petrikirchengemeinde betreut wissen, möchten wir heute Stellung beziehen zu den Nachrichten der vergangenen Tage über die geplante Schließung der vier Kindertagesstätten seitens des Evangelischen Kirchenkreises Bielefeld.
Warum sind die Eltern denn nicht sauer auf Stadt oder Land? Es ist verständlich, dass sich die Eltern erst einmal an den Träger wenden, der die Kindergärten schließen muss. Gezwungen wird die Kirche aber doch von anderer Stelle. Es darf schließlich nicht vergessen werden, dass es Aufgabe des Staates und damit der Stadt Bielefeld ist, für das gesetzlich vorgeschriebene Betreuungsangebot zu sorgen.
Wenn, wie aus der Zeitung zu entnehmen ist, die Landesregierung NRW im Jahr 2006 noch einmal 116,7 Millionen Euro aus den Mitteln für Kindertageseinrichtungen einsparen will, werden nicht nur die kirchlichen Einrichtungen gezwungen sein, einzusparen, zu schließen oder minderwertige pädagogische Arbeit zu leisten. Dieses Problem weitet sich neuerdings ja auch auf den Bereich der Ganztagsbetreuung an Schulen aus. Auch dort wurden drastische Einsparmaßnahmen bekannt gegeben.
Die Eltern sollten nicht stillhalten und sich stattdessen gemeinsam an unsere Landesregierung wenden, die ihr »tolles« Einsparprogramm wieder einmal zu Lasten der Schwachen durchzusetzen versucht. Wer ernsthaft glaubt, dass Einsparungen, egal ob in Kindergarten, Schule oder Ausbildung, keine Verschlechterung der Betreuung und Ausbildung bedeuten, der muss sich doch fragen, wie er denn seine eigenen Kinder gerne betreut haben möchte. Es können doch die wenigsten Eltern alle zusätzlichen pädagogischen Angebote extra bezahlen.
Wir fragen uns, wie sollen wir unseren Kindern denn noch eine Grundversorgung im sozialen, kulturellen und gesundheitlichen Bereich gewährleisten, wenn das Land nur noch Mittel für eine minimale Betreuung (Aufbewahrung?) zur Verfügung stellt, die Anforderungen an das Fachpersonal aber gleichzeitig noch steigert. Das ist für alle Seiten unbefriedigend. Nur die Landesregierung hat dann ihr Einsparziel erreicht.
Wir wünschen uns sehr, dass in unserem Land einmal ein gemeinsames Ziel mutig angegangen wird, in dem die Wirtschafts- und Arbeitskraft dadurch langfristig angekurbelt wird, dass von unten her die Schwachen gestärkt, die Stärken aller gefördert und vor allem gefordert werden und dadurch nicht nur das Potential der alteingefahrenen Gesellschaftsschichten genutzt wird, die sich qualitativ hochwertige Betreuung finanziell leisten können.
SONJA GREFEBIELEFELDSABINE FALKENHAGENBIELEFELD

Artikel vom 15.12.2005