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14 Autoren
ÝkramtenÜ in
der Erinnerung

Geschichten aus dem Alltagsleben

Von Elke Wemhöner
(Text und Foto)
Jöllenbeck (WB). Fakten und Daten stehen in den Geschichtsbüchern. Alltagserlebnisse, die 60, 70 oder gar 80 Jahre zurückliegen, finden interessierte Leser in dem soeben erschienenen Büchlein »Erinnerungen«. Darin sind 14 Lebensgeschichten von Bewohnerinnen und Bewohnern des Paul-Gerhardt-Altenzentrums zusammen gefasst.

Klaus-Peter Dreessen, Geschäftsführer der Diakonischen Altenzentren Bielefeld gGmbH, hatte einmal ausgesprochen, was viele Mitarbeiter von Senioreneinrichtungen im Gespräch mit älteren Menschen häufig denken: »Das müsste man aufschreiben.« Im Paul-Gerhardt-Haus ging man einen Schritt weiter und richtete eine Gruppe für interessierte Bewohner ein. Motto: »Wir schreiben ein Buch«. Brigitte Linnenbrügger, die als Mitarbeiterin einer Werbeagentur beruflich mit Texten zu tun hatte, leitete das Projekt.
Sie gewann schnell das Vertrauen der Gruppenmitglieder, die zum Teil sehr persönliche Dinge preisgaben. So sind alle Geschichten - die Brigitte Linnenbrügger allesamt auf Band aufgenommen und dann in Text gefasst hat - von bewegenden Erlebnissen gezeichnet. In allen Beiträgen ist die schwierige Gratwanderung zwischen heiter und ernst, zwischen bedrückend und hoffnungsvoll gelungen. Wenn dann noch Selbstironie dazu kommt, kann sich der Leser auch amüsieren.
Wer würde sich heute noch über ein Weihnachtsgeschenk freuen, das aus einem Kilo Mehl besteht? Wie sieht der Alltag mit 17 Geschwistern aus und was passiert, wenn eines sich nicht regelmäßig wäscht und kämmt? Wer weiß noch, dass junge Frauen zum Arbeitsdienst-Einsatz quer durch Deutschland geschickt wurden? Und wie kam es dazu, dass ein Wollschal gekocht wird?
60 Seiten umfasst das Büchlein, das es im Jöllenbecker Altenzentrum und in der Jürmker Bücherstube zu kaufen gibt (Preis sechs Euro). Für die grafische Gestaltung zeichnet Martina Bokelmann verantwortlich, die sich für eine schlichte Aufmachung entschieden hat. Fotos aus persönlichem Besitz setzen optische Akzente.
Das gesamte Material, das bei der Aktion »Wir schreiben ein Buch« zusammen gekommen ist, fand gar keinen Platz in dem Büchlein. Schließlich musste auch auf die Druckkosten geachtet werden. Der Erlös der insgesamt 750 gedruckten Exemplare soll, so ist es vorgesehen, einem neuen Projekt oder sogar einer Fortsetzung zugute kommen. Brigitte Linnenbrügger als Herausgeberin und 13 Autoren (eine Autorin ist mittlerweile verstorben) würde es freuen. Die Gesellschaft Diakonische Altenzentrum plant, auch im Petristift in Heepen ein ähnliches Projekt zu verwirklichen. Damit auch die Erinnerung der dort lebenden Menschen lebendig bleiben.

Artikel vom 14.12.2005