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Kunstrasen für
Sportzentrum
am Brodhagen

BTG »stemmt« 600000 Euro selbst


Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Nicht nur das Bestreben, alle Aktivitäten weitestgehend unabhängig von fremden Sportstätten gewissermaßen auf »eigener Scholle« zu betreiben, zieht sich wie ein roter Faden durch die Vereinsgeschichte der BTG. Die »Bielefelder Turn-Gemeinde« hat schon immer mit Projekten aufhorchen lassen, mit der ersten Turnhalle bereits 1860 ebenso wie der 1900 eröffneten damals größten Halle zwischen Berlin und Dortmund.
Einzigartig ist, wie BTG-Chef Friedrich-Wilhelm Schulze betont, auch das Projekt 2005/2006: Nur das finanzielle Eintreten der BTG an Stelle der Stadt Bielefeld ermöglicht es jetzt, am Brodhagen im Rahmen einer echten Großbaustelle gleich zwei Sportstätten zu sanieren und neu anzulegen. Aus dem ehemaligen städtischen Hockeyfeld, einem der am stärksten kieselrot-belasteten Plätze der Stadt, wird ein modernes Rasenfeld, auf dem künftig Wurftraining, Gymnastik und Hockeytraining ebenso wie Schulsport stattfinden können. Weil die BTG den städtischen Kostenanteil von 20 Prozent an den 100 000 Euro übernimmt, kann das auf lange Sicht angelegte Sanierungsprogramm, das 2000 mit der Hartalm begonnen wurde, weiter fortgesetzt werden. Nach Auskunft von Gerd Bockermann (Sportamt) ist für 2006 der Sportplatz am Feuerholz vorgesehen.
Unmittelbar neben der belasteten Hockeyfläche, aus der jetzt von Sportstättenbauer Udo Heiler 1200 Tonnen altes Kieselrot-Material in die Deponie Hünxe entsorgt werden, liegt das Gelände der BTG, die »Brodhagen-Kampfbahn«. Die wird jetzt mit einem funktionsgerechten Kunstrasen für Hockey und Leichtathletik ausgestattet. Neu angelegt werden auch drei Rundlaufbahnen und die Nebenflächen. »Im Sinne des Sports ist es wichtig, Hand in Hand zu arbeiten«, betont Friedrich-Wilhelm Schulze. Die BTG bot deshalb der Stadt die alte Laufbahn als vorübergehende Baustraße für schwere Lkw an.
Die Stadt spart Baukosten aber auch, weil der sanierte Hockeyplatz zwischenzeitlich als Lagerplatz für Bodenaushub genutzt werden kann. Den größten Kraftakt hat die BTG selbst vor sich. Die Mitglieder der BTG haben fast einstimmig beschlossen, auf dem vereinseigenen Platz neben Kunstrasenfeld und Lauf- auch Sprintbahnen anzulegen. Kostenpunkt 600 000 Euro. Davon kommen 80 000 Euro aus Landesmitteln, der Großteil von der BTG selbst, mit 2500 Mitgliedern einer der größten Vereine der Region.
Etwa 230 000 Euro angespartes Vermögen spendiert Schatzmeister Jörg Jandrey. Zudem drückt sich die Identifikation der 180 BTG-Hockeyspieler künftig nicht nur in sportlicher Aktivität, sondern auch in finanzieller Hinsicht aus. Der Mitgliedsbeitrag der Abteilung steigt um 300 Prozent. Schulze: »Grünes Licht für das Neubauprojekt hat der Verein nur gegeben, weil sich der Hockeybereich verpflichtet, jährlich 25 000 Euro Kapitaldienst aufzubringen.« Eine »wackelige Finanzierung mit unsicherer Zukunft« kam laut Schulze nicht in Frage. Im kommenden Sommer soll die neue Anlage zum 50. Geburtstag der Brodhagen-Kampfbahn fertig sein. Fußball wird es auch dann am Brodhagen auch dann nicht geben. Schulze: »Die einzige Sportart, die für uns nicht in Frage kommt.« Dafür erwartet man Frauen-Gymnastikvorführungen - wie damals 1956.

Artikel vom 15.12.2005