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Der gute Ruf der Deutschen
Emnid-Umfrage wollte wissen: Wie sehen sich Teutonen im Ausland selbst?
Die Mehrzahl der Deutschen hat sich schon einmal als Tourist im Ausland für die eigenen Landsleute geschämt - das ergibt eine Umfrage des Bielefelder Marktforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag von »Travelchannel«.
Die repräsentative Befragung von 1000 Personen zeigt, dass sich ein Großteil der Deutschen im Ausland zwar nicht falsch verstanden fühlt, dennoch meint, der Ruf deutscher Touristen müsse verbessert werden.
Gemeinhin kursiert das Bild der Deutschen als ordentlich, sauber, pünktlich und nett. Doch gilt das auch im Urlaub? 63 Prozent aller Deutschen haben sich schon einmal als Tourist im Ausland für die eigenen Landsleute geschämt. Das Schamgefühl scheint mit der Schulbildung und dem Monatseinkommen zu steigen. Während sich bei den Personen mit Volksschulabschluss ohne Lehre 50 Prozent noch nie für ihre Landsleute geschämt haben, können dies nur 18 Prozent der Befragten mit Abitur oder Hochschulabschluss behaupten.
Auch zwischen den Geschlechtern gibt es kleine Unterschiede. 35 Prozent der Männer geben an, dass sie sich noch nie für andere Deutsche im Ausland geschämt haben, bei den Frauen sind dies nur 31 Prozent. Die Ergebnisse in Ost- und Westdeutschland sind nahezu identisch.
Aber selbst fühlen sich die Deutschen im Ausland gut verstanden. Die Mehrheit (65 Prozent) hatte noch nie das Gefühl, dass das eigene Verhalten im Ausland falsch gedeutet wurde. Nur jeder zehnte Befragte gibt an, dass es manchmal zu Missverständnissen kam.
Geteilte Meinungen herrschen über den Ruf der deutschen Urlauber im Ausland. Eine knappe Mehrheit (51 Prozent) meint, dass deutsche Touristen im Ausland einen guten Ruf genießen. 43 Prozent der Deutschen glauben jedoch, dass ihr Ansehen und das ihrer Landsleute im Ausland schlecht sei.
West- und Ostdeutsche haben in diesem Punkt unterschiedliche Ansichten. 58 Prozent der ostdeutschen Befragten glauben an einen guten Ruf deutscher Urlauber. In Westdeutschland sehen dies nur 49 Prozent so.
Auch zwischen den Altersklassen gibt es Unterschiede. Während 58 Prozent der über 60-jährigen glauben, dass deutsche Touristen gern gesehen sind, glauben dies von den unter 30-Jährigen nur 41 Prozent. Befragt man diejenigen, die den deutschen Ruf für gut halten, nach den Gründen, so kommt man zu folgenden Ergebnissen: Als Hauptgrund für den guten Ruf deutscher Touristen im Ausland wird ihr Wille, Land und Leute kennen zu lernen, vermutet. 86 Prozent der Befragten sehen in dieser Offenheit die Ursache des positiven Ansehens. Die deutsche Pünktlichkeit wird mit 84 Prozent an zweiter Stelle genannt. Besonders die Befragten ab 50 Jahren (92 Prozent) glauben, dass diese sprichwörtliche deutsche Eigenschaft zum guten Ruf beiträgt. 82 Prozent der Befragten meinen, Höflichkeit und Freundlichkeit seien die ausschlaggebenden Gründe für den guten Leumund.
Das Bemühen der Deutschen, zumindest einige Sätze der Landessprache zu sprechen (74 Prozent), sowie der Respekt vor der einheimischen Kultur (73 Prozent) sind weitere Argumente, die den deutschen Urlauber in ein günstiges Licht setzen. Ersteres scheint insbesondere bei jüngeren Leuten (86 Prozent der 14- bis 29-jährigen) den guten Ruf der deutschen Touristen im Ausland zu begründen.
Ebenso wie nach den Gründen für den guten Ruf deutscher Touristen wurde auch nach den Gründen für den schlechten Ruf gefragt. Am häufigsten (88 Prozent) wird die Meinung vertreten, der Ruf sei schlecht, weil die Deutschen laut sind. Das Paradebeispiel für den lauten Deutschen ist der Mallorca-Tourist am ehemaligen »Ballermann«-Strand. Für 82 Prozent der Befragten sind die Deutschen unbeliebt, weil sie sich häufig beschweren. Weitere 69 Prozent der Bundesbürger schätzen, dass der Ruf deutscher Reisender leidet, weil sie die einheimische Kultur nicht achten.
Zwei Drittel (66 Prozent) sehen in der Bevorzugung deutschen Essens, wie zum Beispiel Schnitzel und Pommes, fast ebenso viele (65 Prozent) in der unpassenden Kleidung deutscher Touristen, einen Grund für den beklagenswerten Ruf.

Artikel vom 17.12.2005