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Dem Weihnachtsmann
immer auf den Fersen

Luftabwehrkommando verfolgt die Reise mit Satelliten

Colorado Springs (dpa). Der Heiligabend ist sein Hauptarbeitstag. Mit einem Rentierschlitten düst der Weihnachtsmann wieder kreuz und quer um den Globus, um in allen Ländern Geschenke zu verteilen.

Seine Rundreise über die Kontinente bleibt allerdings nicht unbeobachtet. Das US-kanadische Luftabwehrkommando NORAD liegt dem Mann mit dem Rauschebart am Heiligabend ständig auf der Lauer. Per Radar und Satellit ortet die Organisation den Standpunkt des fliegenden Rentier-Gespanns. Bereits seit 50 Jahren ist das Luftwaffenkommando dem Weihnachtsmann auf der Spur. Seit 1998 können Kinder und Erwachsene sogar auf der Internetseite »www.noradsanta.org« nachschauen, in welchem Land Santa Claus durch die Schornsteine klettert. 912 Millionen Klicks auf der Webseite meldete das Luftabwehrkommando während der vergangenen Weihnachtszeit. »In diesem Jahr rechnen wir mit mindestens einer Milliarde Zugriffe«, sagt John Tomassi, Leiter des Weihnachtsmann-Projekts.
Die Internetnutzer können die Webseite in sechs unterschiedlichen Sprachen aufrufen, in diesem Jahr erstmals auf Deutsch. Am Heiligabend können Menschen aus aller Welt live am Computer mitverfolgen, wo Santa Claus gerade seine Kreise zieht. Alle fünf Minuten wird die Position des Weihnachtsmanns auf einer Weltkarte neu angezeigt, zu jeder vollen Stunde flimmert ein neuer Santa-Zeichentrickfilm über den Bildschirm: Zu sehen ist, wie der Weihnachtsmann am Nordpol in seinen Schlitten einsteigt, mit dem Gefährt im Höllentempo über die Chinesische Mauer braust oder um Schloss Neuschwanstein kreist. »Ziel der Reise ist Hawaii«, sagt Tomassi.
Ein unerwarteter Telefonanruf läutete die Erfolgsgeschichte des mehrfach ausgezeichneten Santa-Projekts ein. Im Dezember 1955 hatte ein amerikanisches Kaufhaus in einer Zeitung für eine Santa-Hotline geworben - allerdings versehentlich mit einer falschen Rufnummer. Ein Junge wählte diese Nummer und hatte nicht den Weihnachtsmann an der Strippe, sondern Harry Shoup von NORADs Vorgängerorganisation CONAD. Als der Junge den verdutzten Oberst fragte, ob er der Weihnachtsmann sei, schaltete Shoup schnell. Er gab sich mit einem tiefen »Ho, Ho, Ho« als Santa Claus aus und nahm die Geschenkwünsche des Jungen an. »Das war das Highlight meiner Karriere«, sagt der 88-Jährige.
Seitdem sind Santa Claus und sein Gespann an keinem Heiligabend den Satelliten und Radaranlagen durch die Lappen gegangen. John Tomassi weiß warum: »Die rot leuchtende Nase von Rentier Rudolph ist für uns immer leicht zu orten.«

Artikel vom 14.12.2005