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Fiskus um 7,5 Millionen geprellt

Altmetallverkäufer hinterzog Steuern - Haftstrafe für Angeklagten

Bielefeld/Gütersloh (WB/hz). Was im Kreis Gütersloh mit einer Anzeige wegen Verdachtes der Geldwäsche begonnen hatte, endete gestern vorm Landgericht Bielefeld mit einer mehrjährigen Haftstrafe.

Die 1. Große Wirtschaftsstrafkammer schickte den niederländischen Kaufmann Teunis S. (49) wegen Steuerhinterziehung für vier Jahre und drei Monate hinter Gitter. Der ehemalige Mitgeschäftsführer eines Altmetallhandels hatte mit bis zu zwölf Komplizen den deutschen Fiskus um 7,484 Millionen Euro Umsatzsteuer betrogen.
An den quer durchs Bundesgebiet verübten Taten von Dezember 2002 bis September 2004 waren nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auch zwei Metallhandlungen aus dem Kreis Gütersloh beteiligt.
Mit »einem ganz ausgeklügelten System« und »hoher krimineller Energie«, so gestern Vorsitzender Richter Wolfgang Korte, hätten der Niederländer und seine Mittäter dem deutschen Staat Geld entzogen. Dabei funktionierte das »ausgekügelte System« der Steuerhinterziehung - branchenintern Umsatzsteuerkarussell genannt - so einfach wie wirkungsvoll.
Die niederländische Firma des Angeklagten lieferte - per Spedition, teilweise nur auf dem Papier, aber immer ohne Rechnung - meist Kupferschrott nach Deutschland. Empfänger waren überwiegend Briefkastenfirmen, die dann ganz offiziell gegen Rechnung an einen zweiten Betrieb im Bundesgebiet weiter verkauften. Die fälligen 16 Prozent Umsatzsteuer wurden vom deutschen Schrottverkäufer nicht ans Finanzamt abgeführt, sondern unter den Beteiligten aufgeteilt. Das Altmetall holten Teunis S. und Komplizen in die Niederlande zurück - der geschlossene Wirtschaftskreislauf zum Steuerbetrug begann erneut.
Die Sache ging gut, bis man bei einer Bank im Kreis Gütersloh stutzig wurde: Ein kleiner Schrotthändler hob plötzlich große Summen vom Konto ab. Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft erhielten vom Kreditinstitut einen Hinweis auf mögliche Geldwäsche.
Die vom Landgericht Bielefeld abgeurteilte Tat ist kein Einzelfall. Laut Bundesrechnungshof werden jährlich in Deutschland bis zu 20 Milliarden Euro Umsatzsteuer am Fiskus vorbei manövriert.

Artikel vom 16.12.2005