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Dinos konnten Wachstum ändern

Auf Nahrungsangebot eingestellt

Bonn/Washington (dpa). Bestimmte Dinosaurier konnten ihr Wachstum je nach Umweltbedingung und Nahrungsangebot verlangsamen oder beschleunigen und sich so besser am Leben erhalten.
Mindestens eine Dino-Art konnte ihr Wachstum den Umweltbedingungen anpassen.

Das fanden Paläontologen der Universität Bonn durch Knochenuntersuchungen heraus, wie sie im US-Fachmagazin »Science« (Bd. 310, S. 1800) von diesem Freitag berichten. Schildkröten und Krokodile machten das zwar auch, schreiben die Forscher Martin Sander und Nicole Klein. In der Dinowelt scheine »Plateosaurus engelhardti« damit jedoch allein zu stehen.
Gemessen an der Zahl der Fossilfunde ist er der bedeutendste Dinosaurier in Deutschland. Der »Schwäbische Lindwurm« - die Funde stammen vor allem aus Schwaben - lebte vor etwa 200 Millionen Jahren und war der erste richtig große Saurier. Der Vegetarier wurde bis zu zehn Meter lang und mehrere Tonnen schwer. Er ging auf zwei Beinen und hatte recht kurze Arme mit langen Krallen. Zudem besaß der Dinosaurier einen langen Schwanz und einen langen Hals auf dem ein recht kleiner Kopf saß.
»Im Prinzip wuchsen Dinosaurier wie wir«, erklärte Sander. »Zu jedem Alter hatten sie eine bestimmte Körpergröße.« Hier unterschieden sie sich von Reptilien, die bei knapper Nahrung langsamer wüchsen als bei reich gedecktem Tisch. Eine Schildkröte könne daher im selben Alter 30, 40 oder auch 60 Zentimeter lang sein. Warmblüter dagegen könnten ihren Stoffwechsel nicht so einfach herunterfahren, erläuterte Sander. »Wenn das Nahrungsangebot nicht reicht, gibt es nur eins: Sie sterben.«
Die Dinosaurier gehörten zwar zu den Reptilien. Viele von ihnen sind nach Ansicht der meisten Forscher jedoch bereits warmblütig gewesen. Und alle seien wie die heutigen Säugetiere nach genetisch programmiertem Muster und zudem relativ schnell gewachsen. »Unsere Ergebnisse werfen diese Vorstellung jedoch zumindest für einen Dinosaurier über den Haufen.«
Sander hatte Knochen von Plateosaurus untersucht. Das Knochenwachstum sei bei diesen Sauriern mit Unterbrechungen verlaufen, so dass sich unter dem Mikroskop ähnlich wie bei Bäumen »Jahresringe« feststellen ließen. Bei schnellem Wachstum ist der Abstand zwischen diesen Jahresringen größer. Erstaunlich sei, dass alle anderen Dinos gleichmäßig zu wachsen schienen, erläuterte Sander. »Unser Befund stellt uns vor ein Rätsel.«

Artikel vom 16.12.2005