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Ein Klasse(n)kampf

Walujew fordert Ruiz - Ali schaut seiner Laila zu

Von Oliver Kreth
Berlin (WB). Der Champion staunte erst gewaltig und riss dann gleich seine Klappe weit auf. Es herrscht - fast - normales Box-Business in Berlin.

WBA-Schwergewichts-Weltmeister John Ruiz (USA) wunderte sich am Mittwoch über die Ausmaße seines Herausforderers Nikolai Walujew. »Er hat einen Kopf so groß wie ein VW - da kann ich ihn ja gar nicht verfehlen«, tönte der Titelträger vor dem Titelkampf am Samstag in der Max-Schmeling-Halle. »Es gibt keinen Zweifel, es wird hart. Aber ich war schon in solchen Situationen und habe sie gemeistert. Ich werde das Land als Champ verlassen«, sagte der 33-Jährige. Der 2,13 Meter große und 147 Kilogramm schwere Russe ist ebenfalls siegessicher: »Ich weiß, wie ich John Ruiz zu boxen habe. Er wird den Gürtel verlieren.«
Um das zu verhindern setzt Ruiz ebenfalls auf Größe und forderte einen Ring von 7,5 mal 7,5 m. Mit diesem maximal zugelassenen Maß will sich der US-Profi Vorteile verschaffen, glaubt zumindest der russische Herausforderer: »Er will versuchen, vor mir wegzulaufen.« Der Herausforderer sieht die Chance dagegen in seiner Statur: »Ich versuche, meine Größenvorteile auszuspielen.« Der Weltmeister ist 1,88 m und damit 25 Zentimeter kleiner als Walujew.
Der Russe hatte sich zuletzt mit seinem persönlichen Trainer Manuel Gawriljan und dem Chefcoach des Sauerland-Boxstalls, Ulli Wegner, intensiv vorbereitet. »Wenn Walujew so einfach boxt wie Ulli Wegner russisch spricht, dann wird er den Kampf gewinnen«, sagte Gawriljan scherzhaft. Und Wegner ist überzeugt: »Nikolai hat mit Gawriljan gut gearbeitet. Wenn Wajulew einfach und gradlinig boxt, kann er den WM-Gürtel holen.«
Im Vorprogramm tritt die Tochter von Box-Legende Muhammad Ali an. Die in 21 Profi-Kämpfen ungeschlagene 27-jährige Supermittelgewichtsweltmeisterin aus den USA kämpft gegen die 38-jährige Asa Maria Sandell. Die Schwedin, die früher als Kultur-Redakteurin für die Zeitschrift »Helsingborgs Dagblad« arbeitete, hat lediglich fünf Profi-Kämpfe (3 Siege) bestritten.
Die meiste Aufmerksamkeit an diesem Abend wird allerdings Lailas Papa gebühren, der als Zuschauer anwesend sein wird. Am Freitag präsentierte sich der Champion des Rings und des Lebens bei einer Pressekonferenz. Und selbst hartgesottene Begleiter der Profibox-Szene kämpften mit den Tränen. »Zeigen sie ihre magischen Fäuste«, forderte die große Schar der Fotografen, und Muhammad Ali präsentierte sich mühsam und gestützt auf seine Frau Lonni, in alt bekannter Pose. Die Parkinsonsche Krankheit, an der der heute 63-Jährige nach dem Ende seiner Karriere erkrankte, zeichnet ihn schwer. Der einst so Sprachgewaltige blieb stumm.
»Er ist David Beckham, Michael Jordan und Tiger Woods in einem«, sagte Alis langjähriger Begleiter Benn Wett einen Tag bevor der dreifache Schwergewichts-Weltmeister am Samstag die zehnte Otto-Hahn-Friedensmedaille der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen erhält.
Der größte Sportler aller Zeiten, der 1996 mit dem Entzünden des Olympischen Feuers im Olympiastadion von Atlanta wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückte, bekommt die Friedensmedaille für sein lebenslanges Engagement für die Bürgerrechtsbewegung und seinen Einsatz als UN-Friedensbotschafter. Seine Vorgänger waren unter anderen Michail Gorbatschow, Simon Wiesenthal und Miriam Makeba. Die Medaille stiftete Dietrich Hahn im Gedanken an das pazifistische Engagement seines Großvaters, des Physikers und Nobelpreisträgers Otto Hahn.

Artikel vom 17.12.2005