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Keine Klarheit bei
»Mozart«-Bildern

Untersuchungsergebnis vorgelegt

Zürich(dpa). Zwei in einem Hotel am Thunersee entdeckte Bildminiaturen sollen die Geschwister Wolfgang und Marianna Mozart zeigen. Laut Experten spricht einiges dafür, es gibt aber auch Argumente dagegen.

Vor zwei Jahren stieß Luzius Wernly in einem Hotel im Kanton Bern auf das 8,3 mal 6,9 Zentimeter große Bild. Nach der Reinigung der milchigen Gläser wurde auf der einen Seite ein Junge, auf der anderen Seite eine junge Frau sichtbar - die beiden ähneln Wolfgang Amadeus Mozart und seiner Schwester Marianna. Nach Abschluss der Untersuchungen präsentierte Wernly, Präsident der Maggini-Stiftung (Schweizerischer Streichinstrumentenverleih), jetzt in Zürich die Ergebnisse. Ob es sich bei den Porträts wirklich um »Wolferl« und seine Schwester »Nannerl« handelt, ist nach wie vor unklar. 20 bis 50 Prozent sprechen laut Experten für die These der Mozart-Geschwister.
Einig sind sich die Fachleute in folgenden Punkten: Die Miniaturen stammen aus der Zeit von 1765 bis 1770 und sind in Wien gemalt geworden - 1768 weilten der 12-jährige Wolfgang, seine fünf Jahre ältere Schwester und der Vater in Wien. Die Experten gehen zudem von einer familiären Beziehung der beiden Porträts aus, die qualitativ sehr hochwertig sind. Für die Miniaturen kommen nach Ansicht des österreichischen Kunstwissenschaftlers Robert Keil wegen der hohen Qualität nicht viele Künstler in Frage.
Sollte es sich um Mozart handeln, wäre ein Hinweis auf Musik zwingend zu erwarten, sagte Manfred Schmid, Direktor des Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen. Die Blätter in der einen Hand des Jungen könnten denn auch Notenblätter sein. Darauf sind laut Schmid auch Andeutungen von Notenlinien zu finden - hingegen fehlen Notenköpfe oder -balken. Der Hinweis auf Musik sei deshalb nicht zwingend gegeben. Die Miniaturen werden im nächsten Jahr im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zu Mozarts 250. Geburtstag in Wien, später auch in Tokio und New York gezeigt.

Artikel vom 14.12.2005