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Gestandene Künstlerin malt gern ab

Friederike Feldmann bewirbt sich um Förderpreis der Stadt - jüngste Ausstellung in Kassel

Von Monika Schönfeld
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Mit Friederike Feldmann bewirbt sich eine gestandene Künstlerin um den Förderpreis junger Künstler der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock. »Ich male ab«, beschreibt die 43-Jährige ihre Kunst dem Laien.

Erklären Kunstkritiker ihre Arbeitsweise, klingt das ganz anders: »Feldmann reflektiert die Mythen des Kunstbetriebs, des Kulturtourismus, der Kunstgeschichte und arbeitet am Originalitätsbegriff. . . In ihrer rauhen Manier bringt Feldmann die Wesentlichkeiten zur Erscheinung. Je nach Beweglichkeiten werden wir zwischen Nah- und Fernsicht zu mutigen, nachdenklichen und zugleich freudigen Betrachtern des künstlerischen, historischen und geistig Feinen.«
Die jüngste Ausstellung von Werken von Friederike Feldmann war jüngst im Fridericanum in Kassel zu sehen. Zur Feier von 50 Jahre Documenta wurde die Künstlerin, die in Berlin lebt, mit dem Jahr 1 der Documenta betraut. Sie kümmerte sich um den Vater der Documenta, Arnold Bode. »Archive in Motion«, so der Titel der Anfangsphase der Documenta, die als Begleitausstellung zur Bundesgartenschau 1955 begann.
Friederike Feldmann ist 1962 in Bielefeld geboren und lebte von 1969 bis 1981 in Schloß Holte-Stukenbrock. Nach dem Abitur am Hans-Ehrenberg-Gymnasium in Sennestadt hat sie in Berlin an der Universität der Künste studiert. Seit Ende des Studiums arbeitet sie als freie Künstlerin in Berlin.
»An der Malerei interessieren mich die Möglichkeiten der Nachahmung, das Kopieren, Imitieren, Fälschen und Zitieren und zum anderen der Bereich der Handarbeit, in dem es um Materialien, Konsistenzen, Oberflächen und Werkzeuge geht«, sagt Friederike Feldmann. Abmalen sei Aneignung und Wiedergabe, sei subjektiv und objektiv zugleich. Das Motiv soll klar erkennbar sei, die Handarbeit verleihe die persönliche Handschrift. »Beim Abmalen kommt neben dem Motiv, das abgemalt wird, automatisch die Malerei selbst ins Spiel. Ich versuche, subjektive und objektive, originale und reproduzierende Anteile möglichst deutlich, am liebsten überdeutlich zu machen. Um den originalen, den handgemachten, Aspekt herauszustellen, trage ich die Farbe sehr dick, fast reliefartig auf. Ich mansche und schmiere damit herum, experimentiere mit verschiedenen Materialien und Techniken.«
Ihre Werke hat sie oft direkt auf die Wand gemalt, so dass die Bilder ganz und gar aus Farbe bestehen. »Meine Bilder kleben als schmierige Schicht obendrauf.« Das hatte zur Folge, dass die Werke zerstört waren, wenn sie nach einer Ausstellung entfernt werden mussten. Inzwischen malt sie statt mit Ölfarbe mit transparentem Silikon, das sie einfärbt. So kann sie die Bilder wie eine Gummimatte von der Wand abziehen. »Von Weitem betrachtet scheinen meine Bilder fast fotorealistisch gemalt zu sein, aus der Nähe sieht man nur noch einen dicken, schmierig wirkenden, Farbteppich.«
Friederike Feldmann ist Mitglied der Künstlergruppe »Stadt im Regal« Berlin und arbeitete von 2003 bis 2004 als Gastprofessorin für Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Die Liste ihrer Ausstellungen füllt zwei Seiten DIN-A-4-Papier eng bedruckt. 1995 sorgten ihre »Orientteppiche« für Furore, das Bernsteinzimmer zeigte sie 2000 in Leipzig und 2001 in Frankfurt. 2005 war sie mit »Neue Teppiche« in der Kunsthalle Bielefeld.
An zehn Ausstellungen in elf Jahren war Friederike Feldmann zudem beteiligt - zuletzt bei der vorgenannten Jubiläums-Documenta. Die Liste der Preise und Stipendien ist ebenfalls lang: Es beginnt 1991 mit dem Kritikerpreis der Berliner Zeitung für ein Bühnenbild, geht weiter 1993 mit einem Arbeitsstipendium des Berliner Senats, über den Deutschen Kunstpreis 1999 und das Auslandsstipendium der Bundeskulturministerin am Deutschen Studienzentrum Venedig. In Zusammenarbeit mit Kerstin Drechsel hat Friederike Feldmann Bühnenbilder und Kostüme für Theaterstücke in Berlin und Dresden geschaffen.

Artikel vom 14.12.2005