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Hoch gesteckte
Erwartungen
übertroffen

Studiochor glänzte mit Mozart

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Musikalisch waren die Weichen am dritten Adventssonntag allerorten auf Weihnachten einstellt. Einzig der Studiochor wollte die thematische Klammer nicht bedienen und erwies am Vorabend zum Mozartjahr dem Salzburger Sohn in erfrischender Aufführungspraxis die Ehre.

Die Beliebtheit der Krönungsmesse, die auf engstem Raum festlichen Schwung ausbreitet, gilt als Publikumsmagnet. Wenn ein Chor, der sich in den vergangenen Jahren unter der Leitung von Martin Fugmann einen hervorragenden Ruf erarbeitet hat, sie auf den Konzertplan hebt, sind die Erwartungen hoch gesteckt.
Sie sollten indes allesamt erfüllt und sogar übertroffen werden, denn Fugmann gewannt dem Werk mit kontrastvoller Tempogestaltung und dynamischer Akzentsetzung eine noch ungeahnte rhythmische Impulskraft ab und servierte die Messe in atemberaubender Vitalität und Frische.
Verlassen kann er sich dabei ganz auf die konzentrierte Klangfrische und -geschmeidigkeit der Sänger und Sängerinnen, die mit schon gewohnter Prägnanz ihren Part meisterten, ausgewogen in der Stimmbalance agierten und auch sonst einen beeindruckenden Artikulationsschliff aufwiesen.
Neben zahlreichen effektvollen, aber stets geschmackvollen Details sei an dieser Stelle nur an die kunstvoll gesteigerte »„passus et sepultus est«-Passage im »Credo« oder an die mit Verve servierte »Et vitam«-Fuge erinnert.
Nahtlos gliederten sich auch die Solisten ins vokale Geschehen ein, würzten mit lebhaften Zwischenrufen oder beschaulicher Kontemplation. Neben Andreas Wolf (Bass), Patrick Brandt (Tenor) und Dorothea Geibel (Alt) gliederte sich Iris Duwensee (Sopran) nicht nur harmonisch ins Solistenquartett ein, sondern brillierte auch mit flehendlicher Innerlichkeit im Arioso des »Agnus Dei«.
Ihr wohltimbrierter, natürlicher Sopranton kommt ebenso dem »Laudate Dominum« entgegen. Das Arioso zählt in seiner berückenden Kantabilität und Poesie zum Schönsten Mozartscher Vokalkunst. Eingebettet in die vom Chor dominierte »Vesperae solennes de Confessore« entfaltete Duwensee hier beglückenden Klangzauber.
In den ansonsten mit Verve dargebotenen Psalmen konnte der Chor zwischen locker imitatorischer Stimmführung, homophonen Einwürfen und freier Kontrapunktik sein enormes Stimmpotenzial einbringen.
Mit dem »Ensemble de Nuove Musiche« standen einmal mehr profunde Instrumentalisten zur Verfügung, die das agile Dirigat präzisionsgeschliffen und mit großer Klangsinnlichkeit umzusetzen verstanden.
Gäste bereicherten den Programmzettel in der Mitte. Johannes Vetter, der ehemalige Zionskantor (Orgel) und ein kleiner Auswahlchor der Posaunenmission Bethel (Leitung Joachim von Haebler) präsentierten Alexandre Guilmants romantische Orgelsonate in einer Fassung für Blechbläser, Pauke und Orgel. Noch leicht unausgewogen im ersten Satz, fanden Orgel und Bläser im zweiten und dritten zu einem harmonischen Miteinander, sprich zu Kontemplation sowie hymnisch-triumphalen Ausblick.
Ob des nicht nachlassenden Beifalls wurde es dann doch noch weihnachtlich in der voll besetzten Johanniskirche. Mit »Tochter Zion, freue dich« als Zugabe entfalteten die Ausführenden mit vereinten Kräften festlichen Glanz und einem bemerkenswerten Konzertabend ein Ende.

Artikel vom 13.12.2005