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Ein Frauentyp
von dieser Welt

Klaus Hoffmann im Ringlokschuppen


Von Dirk Schuster (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Keine hektischen Arrangements, keine schrillen Töne, keine Effekthascherei - einfach ein ruhiges Konzert, das Klaus Hoffmann in Bielefeld gab. Zum Zuhören, zum Abschalten, zum Mitdenken - für einige gar zum Mitklatschen und Mitsingen.
Seit 30 Jahren steht der Berliner Liedermacher auf der Bühne, hat in dieser Zeit eine in der Menge nicht ausufernde, aber treue Fangemeinde um sich geschart. Der Saal im Ringlokschuppen war voll. Wer die aktuelle CD »Von dieser Welt« schon kannte, wusste, dass sich der Besuch lohnen würde. Wer nicht, tauchte gern ein in die Tiefe seiner Lieder.
Regelmäßige Hoffmann-Konzertgänger wissen: Unter zweieinhalb Stunden - netto wohlgemerkt - sagt der Künstler seinem Publikum nicht Adieu. In Bielefeld war erst nach der fünften Zugabe tatsächlich Schluss. Ohne die Klassiker »Jedes Kind braucht einen Engel« und »Mein Weg« gehört zu haben, hätten sich wohl auch nur die Wenigsten freiwillig auf den Heimweg begeben.
Dass Klaus Hoffmann vom aktuellen Album zwei der ansprechendsten Stücke, »Gib nicht auf« und »Die Straßen von Berlin«, nicht sang, trübte die schöne Atmosphäre beim Auftritt im Ringlokschuppen nur ein ganz klein wenig. Dafür spielten Hoffmanns Musiker Hawo Bleich am Flügel und am Keyboard, Michael Brandt an der Gitarre, Peter Keiser am Bass und Stephan Genze am Schlagzeug so hinreißende Melodien, dass ihnen der Mut zur Lücke verziehen sei. Wer so viele schöne Lieder geschrieben hat wie Klaus Hoffmann, hat bei der Auswahl vor Tourneebeginn immer die Qual der Wahl.
Weil kein Lied ohne die passende Geschichte und umgekehrt keine Geschichte ohne das passende Lied sein darf, gönnte sich Klaus Hoffmann auch viel Erzählzeit. Um seine Kindheit, »eine Welt, die ich mir selbst erschuf«, und um sein geliebtes Berlin dreht sich bei ihm nicht erst seit diesem Konzert ein Großteil seiner Songs und Stories.
Auch mit 54 Jahren ist Klaus Hoffmann noch ein Frauentyp. Ein Wunder ist das nicht. Wem es gelingt, die zu jedem romantischen Lied ihre gänzlich unromantischen Leuchtkugeln schwenkenden Frauen in Reihe eins mit hintersinnigem Humor so charmant aufs Korn zu nehmen, das keine ihm böse sein kann, kann eigentlich auch nicht von dieser Welt sein.

Artikel vom 13.12.2005